Tiflis. (dd) "Unsere Leistungen gleichen momentan dem beschissenen Wetter." Patrick Wolf resümiert auf seiner Facebook-Seite deftig die derzeitige Form von Sturm Graz. Der schwächelnde Meister muss am Dienstag im Hinspiel der dritten Runde der Champions-League-Qualifikation auswärts beim georgischen Meister FC Sestaponi bestehen (18 Uhr, live ORF Eins), leicht dürfte es nicht werden. Neben tropischen 37 Grad in Tiflis wartet ein unangenehmer Gegner, der auf eine Überraschung gegen die favorisierten Grazer brennt. Sturm plagen dazu Personalprobleme, fehlen doch die Stammkräfte Andreas Hölzl, Joachim Standfest, Haris Bukva und Dominic Pürcher. Des Weiteren ist der Einsatz von Stürmer Imre Szabics fraglich.
Trainer Franco Foda sieht seine Mannschaft gegen die Georgier nicht als Favorit. Sein Ziel ist es, "ein Ergebnis zu erzielen, mit dem wir im Rückspiel den Aufstieg fixieren können". Der georgische Linksverteidiger George Popkhadze, der kürzlich von Sestaponi zu den Grazern wechselte, ist da optimistischer. Obwohl er seinen Ex-Klub als "technisch versiert und offensiv gefährlich" einschätzt, sieht er Sturm als "technisch und taktisch überlegen" an. Ein weiterer Vorteil sei laut Popkhadze auch, dass Sestaponi in Tiflis spielen muss. "So fällt ihr Heimvorteil, den sie in ihrem eigenen, kleinen Stadion besser hätten ausspielen können, wohl weg", sagt der Teamspieler. Stürmer Mario Haas will sich gegen Sestaponi "nicht verstecken. Wir müssen aggressiv agieren, hinten dicht machen und dort ein Tor erzielen", sagt er.
Aufstieg bringt viel Geld
Für Sturm geht es gegen den georgischen Meister um viel. Bei einem Aufstieg wäre man im Champions-League-Playoff. Wird diese Hürde überstanden, winken der Einzug in die Gruppenphase und Millioneneinnahmen. Selbst bei einem Scheitern wäre nichts verloren, denn dann spielt Sturm in der Europa-League-Gruppenphase, die auch stattliche Einnahmen verspricht.
Die Auftritte des Meisters waren bisher alles andere als meisterlich, die Leistungen schwach bis miserabel. Gegen den ungarischen Meister Videoton setzten sich die Grazer in der Champions-League-Qualifikation glücklich mit dem Gesamtscore von 4:3 durch. Besonders das Rückspiel, das 2:3 verloren wurde, war eine Vorgabe. Sturm agierte in der Offensive harmlos, viel zu passiv und bot eine blamable Abwehrleistung - über ein 2:5 hätte man sich nicht beschweren dürfen.
In der Liga legte der Meister einen klassischen Fehlstart hin. Zum Saisonauftakt holte man ein glückliches 1:1 gegen Cupsieger SV Ried. Das darauffolgende Heimspiel am Samstag gegen den klaren Außenseiter SV Mattersburg brachte keine Besserung. Gegen kampfstarke Burgenländer holte Sturm ein schmeichelhaftes 2:2, eine Niederlage wäre gerechter gewesen. Den Burgenländern wurde ein Tor aberkannt und ein Elfer vorenthalten. Zweimal scheiterten die Gäste mit ihren Topchancen am starken Gratzei, der seinem Team einen Punkt rettete. Sturm präsentierte sich in der Offensive harmlos, dazu regierten in der Abwehr Konfusion und Chaos.
Kürzlich holten die Grazer den Ex-Salzburg-Verteidiger Milan Dudic und Stürmer Darko Bodul, die die Baustellen Abwehr und Angriff beheben sollen. Laut Präsident Gerald Stockenhuber ist damit das Einkaufsprogramm von Sturm vorerst abgeschlossen, doch bei einem Aufstieg ins Champions-League-Playoff sind weitere Transfers zu erwarten. Eine Rückkehr des Ex-Sturm-Spielers Jürgen Säumel wäre im Bereich des Möglichen, er würde das schwache zentrale Mittelfeld verstärken. Doch noch ist das Zukunftsmusik, die Gegenwart ist Sestaponi. Und gegen dieses Team werden sich die Grazer steigern müssen, damit der Grundstein für den Aufstieg ins Champions-League-Playoff gelegt werden kann.