Tiflis. Im Fußball gibt es keine Kleinen mehr. Diese Binsenweisheit wurde im Lager von Sturm Graz vor dem Gastspiel bei Georgiens Meister mantraartig wiederholt, und sie dürfte den Grazern in Fleisch und Blut übergegangen sein. Denn im Hinspiel der dritten Runde der Champions-League-Qualifikation machte Sturm die Georgier größer, als sie tatsächlich sind, und musste sich am Ende für ein äußerst glückliches 1:1 bedanken.

Das lässt den Grazern für das Heimspiel am kommenden Mittwoch freilich alle Chancen, die Tür zur letzten Ausscheidungsrunde für die Champions League und zumindest die Fixqualifikation für die Europa-League-Gruppenphase ist weit offen.

Der dünne Kader hat die Grazer aber vor große Probleme gestellt, der Ausfall von drei Stammkräften ging bereits merklich an die Substanz. Gerade die abermals neuformierte Sturm-Defensive hatte mehrmals große Probleme. Kurz vor dem Spiel war Abwehrchef Ferdinand Feldhofer wegen Adduktorenproblemen ausgefallen. Er wurde von Florian Neuhold ersetzt, der als einer von zwei 18-Jährigen in der Startaufstellung sein Pflichtspieldebüt für Sturm gab.

Sturm meist ohne Ball

Die Georgier begannen mit hohem Tempo und großem Druck, der erst nach 20 Minuten etwas verflachte. Allerdings gelang es Sestaponi auch in dieser Phase kaum, zwingende Torchancen herauszuspielen. Sturm setzte dem nichts entgegen, ständig verloren die Grazer bereits im Spielaufbau den Ball. Sestaponi kam zwischenzeitlich auf Ballbesitzraten, von denen sonst der FC Barcelona nur träumen kann.

Nach der Pause brachte Sturm zwischenzeitlich etwas mehr Ruhe ins Spiel, mit einer neuen Offensivkraft wurde Sestaponi aber wieder stärker. Sturm agierte in der Vorwärtsbewegung viel zu passiv, setzte die sichtlich nicht gänzlich ballsichere Sestaponi-Defensive niemals unter Druck. In der 69. Minute schafften die Grazer gar das Kunststück, sich in Ballbesitz vom gegnerischen an den eigenen Strafraum zu kombinieren.

Fünf Minuten später erzielten dann die Georgier das längst verdiente Tor, Nikolos Gelaschwili traf nach einem weiten Pass, bei dem die Grazer Abwehr schlechtes Stellungsspiel bewies. Der Sestaponi-Stürmer hätte zwei Minuten später wieder treffen müssen, nach einem gleichermaßen unmotivierten wie verunglückten Ausflug von Sturm-Tormann Christian Gratzei verfehlte er aber aus gut 20 Metern das leere Tor. Schon vor dem Tor hatte Sestaponi einen Stangenschuss. Die zaghaft stärker werdenden Offensivbemühungen der Grazer wurden sehr schnell belohnt. Patrick Wolf luchste Sestaponi-Verteidiger Giorgi Oniani den Ball ab, lief allein aufs Tor und glich aus (78.). So nahm Sturm ein äußerst schmeichelhaftes 1:1 aus Georgien mit und darf weiter von Europacup-Millionen und einer
Kaderverbreiterung träumen.