Kopenhagen/Senica. (sir) Ried-Trainer Paul Gludovatz, 65 Jahre alt, kennt den Fußball sehr gut. "Ich gehe davon aus", sagte er, "dass uns eine Dampfwalze erwartet". Diese Dampfwalze, ein dänisches Fabrikat, trug gelbe Trikots, neongelbe, und das ist ja schon rein optisch eine Warnung.
Brøndby musste im Rückspiel der dritten Qualifikationsrunde zur Europa League ein 0:2 aufholen. Etwas anderes als eine Dampfwalzentaktik blieb dem Team aus der Nähe Kopenhagens also auch gar nicht übrig. Und da wäre es schon beruhigend gewesen, hätte man in der Abwehr auf Oliver Glasner vertrauen können, der bald 37 Jahre alt wird.
Der Kapitän, der sich gegen Rapid eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte, klagte nach dem Abschlusstraining über Übelkeit und wurde zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht. Gludovatz musste daher auf die Generation Enkelkind setzen. Jan-Marc Riegler: 23, Thomas Reifeltshammer: 23, Maximilian Karner: 21, Anel Hadzic: 21, Bienvenue Basala-Mazana: 19.
Konnte das gut gehen? Das schon, aber wie. Beinahe die gesamte erste Hälfte widerstanden die Rieder den Angriffen der Dänen, die aber auch nur Fernschüsse anzubieten hatten, wahrlich blendend. Doch Beinahe ist halt der kleine Bruder der Niederlage.
Und so war es ein Doppelschlag vor der Pause (39./45.), der den 2:0-Vorsprung aus dem Hinspiel egalisierte. Ein leicht abgefälschter Distanzschuss von Jan Kristiansen fand den Weg ins Tor, wobei Keeper Thomas Gebauer nicht gerade glänzte. Augenblicke später attackierte Karner im Strafraum unglücklich, den Elfer verwertete dann Michael Krohn-Dehli.
Schock nach der Pause
Ried hätte mit einem Auswärtstreffer Brøndby zwingen können, vier Tore für den Aufstieg erzielen zu müssen. Doch in der Offensive fand das Spiel der Innviertler überhaupt nicht statt. Ried war nur bedacht, kein Tor zu bekommen. Und dann stand es 0:2.
Es musste sich Fundamentales nach der Pause ändern, doch das tat es nicht. Ried stand weiter hinten, doch diesmal dauerte es nicht so lange wie vor dem Wechsel, bis erneute Fehler in der Hintermannschaft einen weiteren Doppelschlag der Dänen begünstigten. Osama Akharraz, ein Eigenbauspieler, traf zweimal (53./55.) und sorgte für ein beruhigendes 4:0. Weitere Chancen folgten minütlich, und in diesen Momenten musste man um die Einstelligkeit der Niederlage fürchten. Auf einmal waren es die Rieder, die zur Dampfwalze hätten werden müssen. Doch noch immer kam nichts. Bis Daniel Royer auf einmal das 1:4 erzielte, praktisch aus dem ersten Angriff.
Brøndby schaltete ganz plötzlich vom Dampfwalzenmodus in die Schockstarre und ermöglichte den Riedern, ihr Kurzpassspiel aufzuziehen. Aber noch immer war da nicht wirklich Gefährliches dabei. Bis der Ball wieder Tor war. Hadzic war nach einem langen Pass und einer Kopfballstaffette richtig gestanden und hatte abgestaubt. Zwei Minuten vor Schluss. Auf einmal war Brøndby draußen.
Wie das so kommen konnte, wie es kam, ist wohl nur spirituell zu erklären. Manchmal schlägt der Blitz halt fünfmal in den gleichen Baum ein oder trifft man eine Woche lang jeden Tag an unterschiedlichen Orten dieselbe Person. Der Aufstieg Rieds war in etwa dasselbe in grün. In grünen Trikots.
Zur Auslosung in Nyon heute, Freitag, werden die Innviertler von den Salzburgern begleitet. Senica war daheim nicht stark genug, das 0:1 umzudrehen. Stattdessen siegten die Salzburger durch ein Tor von Leonardo und zwei Treffern von Alan mit 3:0. Aber das war ja zu erwarten.