Ried. Viele Gemeinsamkeiten haben die SV Ried und der PSV Eindhoven, die am Donnerstag (21.05 Uhr/live ORF eins) das Play-off-Hinspiel um den Einzug in die Europa League bestreiten, beileibe nicht. Eine dieser Gemeinsamkeiten illustriert den Unterschied zwischen den beiden Klubs aber ganz gut: Denn beide können von sich behaupten, dass die Saison 2004/05 eine recht erfolgreiche gewesen ist.

Sowohl Ried als auch Eindhoven feierten damals einen Meistertitel. Für Ried war es der Titel in der zweitklassigen Ersten Liga, für Eindhoven jener in der holländischen Eredivisie, auf den drei weitere folgen sollten. Die Niederländer feierten zum Drüberstreuen noch den größten internationalen Erfolg seit dem Gewinn des Europacups der Landesmeister 1988 und scheiterten in der Champions League erst im Halbfinale am AC Milan.

Dazwischen ist viel Platz, und auch wenn sich die Klubs in der Zwischenzeit angenähert haben mögen, ist das Duell noch immer ein Aufeinandertreffen zweier Fußballwelten. Denn während Eindhoven in den vergangenen Jahren stagnierte, mauserte sich Ried zu einem etablierten Bundesligaklub, der inzwischen gleich nach den vier großen österreichischen Vereinen Rapid, Austria, Sturm und Salzburg kommt. War Eindhoven in der vergangenen Dekade ein Stammgast in den K.o.-Spielen der Champions League, so liegen der letzte Meistertitel und darauffolgende Auftritt in der Eliteliga mittlerweile schon drei Jahre zurück.

Dennoch ist das Gastspiel der Niederländer für Ried das Non-Plus-Ultra. "Für mich zählt Eindhoven zu den 15 besten Klubs Europas. Es ist eine Auszeichnung, gegen diese Weltklasse-Mannschaft spielen zu dürfen", sagt Manager Stefan Reiter. "Etwas Seltenes ist immer auch etwas Besonderes", fügt Trainer Paul Gludovatz hinzu. "Die Spieler können nicht davon ausgehen, so ein Spiel noch einmal erleben zu dürfen, und ich in meinem Alter schon gar nicht", meint der 65-Jährige.

Unerfahrene Abwehr

Dennoch gehen die Rieder ambitioniert in die beiden Spiele. "Wir werden uns gut verkaufen", verspricht Gludovatz. "Wir werden versuchen, zu Hause zu gewinnen und somit eine kleine Chance auf die Sensation zu wahren", sagt Reiter. Was die Rieder Mannschaft sicher gewinnen wird, ist jede Menge Erfahrung. "Wir haben keine andere Möglichkeit, als die jungen Spieler lernen zu lassen", erklärt Gludovatz im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Wenn einer unserer Abwehrspieler bisher nur gegen einen FC-Lustenau-Stürmer gespielt hat und jetzt gegen Spieler wie Toivonen spielt, dann kann er natürlich sehr viel lernen."

Die Rieder Abwehr wird wohl auch gegen Eindhoven das U23-Trio Max Karner, Thomas Reifeltshammer und Jan-Marc Riegler bilden, das es gemeinsam auf ganze 54 Bundesliga-Einsätze bringt. Karner, der im Sommer aus Grödig nach Ried wechselte und den Gludovatz anspricht, hat mit je zwei Spielen überhaupt gleich viele Bundesliga- wie Europacup-Einsätze. Auch Bundesliga-Spiele wie jenes gegen Salzburg am Sonntag (1:3) gehören für Gludovatz’ Team noch zum Lernprozess. Da zeigte etwa Salzburgs brasilianischer Neuzugang Leonardo den Riedern ihre Grenzen auf. "Aber Eindhoven hat vier Leonardos, nur bessere, denn sie sind beidbeinig", sagt der Rieder Trainer.

Trotz des letzten Tabellenplatzes fällt seine bisherige Saisonbilanz nicht negativ aus. "Sie ist zwiespältig, wir haben sehr gute Phasen, aber auch negative Phasen. Wir sind drauf und dran, die guten Phasen zu verlängern", erklärt Gludovatz. Gegen Eindhoven braucht es wohl eine sehr lange gute Phase. Doch auch die Niederländer wollen sich nach einem durchwachsenen Saisonstart - ein Sieg, eine Niederlage - steigern. Schon wieder eine dieser wenigen Gemeinsamkeiten.