Barcelona. Die Spieler des FC Barcelona lassen sich normalerweise nicht oft überraschen, ausgerechnet zum Auftakt der Champions League war es aber doch so weit: Nach wenigen Sekunden Spielzeit gegen den AC Milan bekam dessen Angreifer Alexandre Pato an der Mittellinie den Ball, sprintete den verdutzten Barca-Stars auf und davon und bezwang Torhüter Victor Valdes. Nach genau 24 Sekunden zappelte der Ball im Netz. "Nicht einmal Usain Bolt hätte ihn stoppen können", sollte Barcelona-Trainer Pep Guardiola nachher sagen.
Er hätte es vermutlich entspannter gesagt, wäre das Spiel nicht mit einem ähnlichen Knalleffekt zu Ende gegangen. Denn in der 92. Minute war der Fehlstart des Titelverteidigers in die Eliteliga, die noch nie eine Mannschaft zweimal hintereinander gewinnen konnte, perfekt. Denn Thiago Silva gelang quasi mit dem Schlusspfiff per Kopf das 2:2, nachdem Barcelona vorher den schnellen 0:1-Rückstand durch Treffer von Pedro und David Villa in eine 2:1-Führung verwandelt hatte. Während dieser eineinhalb Stunden hatte nichts darauf hingedeutet, dass Barcelona zum Auftakt der Gruppe H Punkte liegen lassen würde. Unbeeindruckt vom Gegentor hatten die Katalanen ihr beeindruckendes Kombinationsspiel aufgezogen, waren 70 Prozent im Ballbesitz und untermauerten ihren Ruf als spielstärkste Mannschaft Europas.
"Aber die erste und die 92. Minute gehören eben auch dazu", sagte Guardiola. "Die Mailänder können jederzeit Tore erzielen, auch wenn sie nicht gut spielen. Sie besitzen den klassischen Kampfgeist, der für italienische Teams typisch ist. Einige Dinge waren gegen uns, uns bleibt nur, Milan und Pato zu gratulieren." "Manchmal kann Fußball unfair sein", meinte Dani Alves.
Iniesta verletzt
Wirkliche Angst um den Aufstieg braucht Barcelona aber nicht zu haben, sowohl gegen Sturm-Graz-Bezwinger Bate Borisow als auch gegen Viktoria Pilsen, die zwei weiteren Gruppengegner, ist der spanische Meister klarer Favorit. Allerdings müssen die Katalanen rund einen Monat auf Andrés Iniesta verzichten, der sich im Spiel einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zuzog. Für Valdes wiegt dieser Verlust noch schwerer als die verlorenen Punkte gegen Milan. "Das ist ein harter Schlag", meinte er, "eigentlich die schlechteste Nachricht des Tages."