Buenos Aires. (sir) David Trezeguet war Welt- und Europameister, er holte Titel in Italien und Frankreich, und mit Juventus Turin hat er das Finale der Champions League erreicht. Viel mehr geht eigentlich nicht. Doch Kindheitsträume sind manchmal gar nicht so hoch gegriffen und trotzdem schwerer zu erfüllen. David Trezeguet hat 34 Jahre alt werden müssen, damit sein Traum Realität wird. Es war der 18. Februar, als Trezeguet erstmals in das berühmte weiße Trikot mit dem roten Querstreifen schlüpfen durfte. Kurz vor Schluss und beim Stand von 2:0 wurde der Stürmer eingewechselt. Und schon segelte eine Flanke auf seinen Kopf - Tor.

David Trezeguet hat für River Plate getroffen, für jenen Klub, dessen Fan er als Kind war. Vier weitere Tore sind seither dazugekommen, River Plate ist Tabellenerster der zweiten Liga. "Ich fühle Dinge, die ich nirgendwo sonst gefühlt habe. Weder bei Monaco, noch bei Juventus, auch nicht im Nationalteam." Trezeguet ist zwar in Frankreich geboren, aber mit seinem argentinischen Vater früh nach Buenos Aires gezogen und dort aufgewachsen. Er spielte bei Platense, einem Verein aus einem Vorort, das große River Plate war für den jungen Trezeguet unerreichbar - ein Traum, nicht mehr.

Die Kontakte seines Vaters, der ebenfalls Fußballprofi war, verhalfen dem Stürmer zu Probetrainings bei PSG und Monaco, von wo aus die Karriere dann seinen Lauf nahm. Als Trezeguet im EM-Endspiel 2000 den entscheidenden Treffer in der Nachspielzeit erzielte, öffnete sich der Geldregen über den damals 22-Jährigen Stürmer. 23 Millionen Euro bezahlte Juventus damals. Und auf einmal war es Trezeguet selbst, der für River Plate unerreichbar war. Die Vorzeichen hatten sich komplett geändert, Trezeguet war ein internationaler Star.

Natürlich hätte Trezeguet auf viel Geld, auf Ruhm, vielleicht auch auf Einberufungen in die französische Nationalmannschaft verzichten können, um sich schon früher, in seiner Blüte, River Plate anzuschließen. Doch das wäre zu viel der Fußballromantik. Und außerdem fand der kopfballstarke Stürmer in Turin eine neue Heimat. Zehn Jahre blieb er bei Juventus, was im heutigen Fußball eine Ewigkeit darstellt. Mit Juve stieg Trezeguet sogar in die zweite Liga ab, nachdem der Klub wegen Malversationen seiner Führungsriege zwangsrelegiert worden war. Doch mit Trezeguet stieg Juve auch gleich wieder auf.

River Plates Abstieg

Und genau das erwartet man von Trezeguet auch bei River Plate. Denn im vergangenen Sommer ist der 33-fache Meister tatsächlich zum ersten Mal abgestiegen. Es war die Konsequenz jahrelanger Misswirtschaft auf allen Ebenen unter Präsident José María Aguilar. Als dieser 2009 den Verein verließ, lagen die Verbindlichkeiten bei rund 50 Millionen Euro.

River Plate musste seine Spieler zu Geld machen, etwa den Kolumbianer Falcao, der 2009 zu Porto wechselte. Zum kaufmännischen Versagen des Klubs gesellte sich das sportliche Versagen, im Sommer 2011 erfolgte der für unmöglich gehaltene Abstieg.

Schon damals gab es erste Kontakte mit Trezeguet, aber der hatte bereits in Abu Dhabi einen Vertrag unterschrieben. Doch in den Emiraten schmerzte auf einmal das Knie. Es dürfte sich jedoch um eine psychosomatische Geschichte gehandelt haben. Denn auf einmal war es möglich: River Plate und David Trezeguet. Kaum war der Vertrag in Abu Dhabi gelöst, das Ticket nach Buenos Aires gebucht und das Trikot von River Plate übergestreift, sprintete Trezeguet aufs Feld, als sei er Mitte 20. Eine Flanke, ein Kopfball, und ein Kindheitstraum war in Erfüllung gegangen.