Salzburg. Es ist wieder einmal soweit. Die Fußballer von Red Bull Salzburg sind das Gespött Österreichs. ZiB2-Moderator Armin Wolf machte sich im ORF etwa mit den Worten "die Flügel waren wohl nicht zum Rausfliegen gedacht" über das Europacup-Aus des österreichischen Meisters gegen F91 Düdelingen aus Luxemburg lustig. Der bittere 4:3-Sieg vom Dienstagabend, der nach der 0:1-Auswärtsniederlage das Ausscheiden besiegelte, reiht sich in die illustre Runde der ganz großen österreichischen Fußball-Blamagen ein.
Dieses Ausscheiden hat auch aus Red-Bull-Sicht historische Dimensionen. Erstmals seit dem Einstieg des Getränkekonzerns kam das Aus gegen einen absoluten Außenseiter. Zwar gab es für Salzburg immer wieder Niederlagen und schlechte Spiele gegen Fußballzwerge, ein Ausscheiden war bisher aber nie dabei. Das kam immer gegen Klubs, gegen die ein österreichischer Verein schon einmal ausscheiden kann - außer es handelt sich um Red Bull, wo die Ansprüche seit dem ersten Tag des Fußball-Engagements besonders hoch sind.
Das ist auch der Grund, warum es gefühlt bisher wesentlich mehr Salzburger Blamagen gab als tatsächlich und warum sich das restliche Österreich besonders kräftig auf die Schenkel klopft, wenn Salzburg wieder einmal früher scheitert als erwartet. Die Erfolge, etwa ein auch spielerisch beachtlicher 2:0-Sieg in der Europa League über den dank Katar-Millionen gut ausgestatteten französischen Klub Paris St. Germain im vergangenen Herbst, kommen in der Außenwahrnehmung nie an die Niederlagen heran.
Dazu kommen immer wieder absurde Details, die den ansonsten hochprofessionellen Marketingkonzern der Lächerlichkeit preisgeben. So wurde am Dienstagabend zwischen den letztendlich entscheidenden Gegentreffern zum 2:2 und 2:3 in der Fankurve hinter dem Tor gänzlich ironiefrei gejubelt. Die Akklamation galt Roman Wallner, der im Winter einigermaßen unsanft zum Schwesterverein nach Leipzig abgeschoben wurde. Er war mit seiner neuen Mannschaft, die derzeit in Österreich auf Trainingslager ist, im Stadion und besuchte die Fans hinter dem Tor. Als er wieder Richtung Haupttribüne ging, hatte Salzburg zwei Tore kassiert.
Die nächste Absurdität aus dem Hause Red Bull gab es dann tags darauf. Der neu entworfene FC Liefering, der aus dem übernommenen Regionalligisten Anif hervorging und Red Bull ein Team in der Ersten Liga einbringen soll, trat im Salzburger Landescup ganz einfach nicht zum Spiel bei Union Hallein an. "Ich habe erst heute durch Zufall erfahren, dass wir spielen sollten", zitierte das Amateurfußball-Portal unterhaus.at den Teammanager der Bullen, Manfred Pamminger. Am Freitag startet die Mannschaft in die Meisterschaft. "Es tut uns leid für den Gegner", sagte Pamminger. Die Verantwortlichen hatten geglaubt, nach der Umwandlung in einen Red-Bull-Verein in Cupbewerben nicht mehr startberechtigt zu sein. Ein Irrglaube.
Doch wo Großes entstehen muss, will man sich mit solchen Details nicht aufhalten. So gab sich auch der bisher ausgesprochen auskunftsfreudige neue Sportdirektor Ralf Rangnick nach dem Europacup-Aus, das ihn zumindest in seinen internationalen Planungen um ein Jahr zurückwarf, erstaunlich wortkarg. Zu Fernsehinterviews war Rangnick nicht bereit, via Aussendung teilte er mit: "Die Enttäuschung über unser Ausscheiden ist natürlich riesengroß. Mit den gezeigten Leistungen haben wir ein Weiterkommen auch nicht verdient, das muss man leider so klar sagen."
So war es der neue Trainer Roger Schmidt, der sich den Fragen stellte. "Es ist natürlich eine ungute Situation, schon zu Beginn der Saison eine Aufgabe nicht mehr erreichen zu können", sagte er. Er sprach auch davon, in dieser Saison Wiedergutmachung betreiben zu wollen. Die erste Gelegenheit dazu gibt es am Samstag gegen Mattersburg. Der Spott wird den Salzburgern aber wohl noch länger bleiben.