Auch sein Klubtrainer glaubt, dass der Dribbelkünstler wieder Protagonist in der Seleção sein kann. "Die Rufe nach ihm werden lauter. Er ist ja zum besten Spieler der abgelaufenen Meisterschaft gewählt wurden. Er bringt Erfahrung mit, ist ein Siegertyp", urteilt Cuca, der Atlético Mineiro auch dank Ronaldinho wieder zu einem Spitzenteam formte. Nach 13 Jahren hat sich der Traditionsklub wieder für die kontinentale Copa Libertadores qualifiziert. Und auch wenn es für die zweite Meisterschaft nach 1971 am Ende nicht ganz reichte, die Schwarz-Weißen feierten am Saisonende den zweiten Platz hinter Meister Fluminense FC aus Rio de Janeiro wie einen Titelgewinn.
Und für Ronaldinho hagelte es persönliche Auszeichnungen. Vierter bei der vom uruguayischen Tagesblatt El Pais traditionell durchgeführten Wahl zum "Rey de América", dem König des südamerikanischen Fußballs. In Brasilien der "Goldene Ball" der Sportzeitschrift Placar und die Prämierung zum "Star der Fans" bei der Fußball-Gala des nationalen Verbandes CBF.
Vergessen die steil sinkende Formkurve zu Beginn des Vorjahres und die Trennung im Streit von Flamengo. Da seine Gehälter nicht im vollen Umfang gezahlt worden seien, ließ er am 31.Mai sein eigentlich auf vier Jahre angelegtes Vertragsverhältnis mit dem Traditionsverein aus Rio per Justizbeschluss vorzeitig auflösen. Seitdem beharken sich beide Partien wegen ausstehenden Forderungen in Höhe von umgerechnet rund 14,8 Millionen Euro vor Gericht. Aus den gegenseitigen Lobhudeleien zu Vertragsbeginn im Januar 2011 ist längst ein Rosenkrieg geworden. Der Traum Ronaldinhos, der zuvor nur noch Bankdrücker beim AC Mailand war, von einer Rückkehr zu alter Klasse und in die Nationalelf schien vorzeitig beendet. Viele Journalisten hatten bereits Nachrufe auf die Karriere Ronaldinhos in die Computer getippt.
Doch mit der überraschenden Vertragsunterschrift bei Atlético Mineiro im Juni kam die unerwartete Wende. In 32 Spielen für seinen neuen Arbeitgeber erzielte der als exzentrisch und schwer trainierbar verschriene Spieler neun Tore, gab Vorlagen zu 14 weiteren Treffern und war damit so effizient wie in seinen besten Tagen beim FC Barcelona zwischen 2005 und 2006, als er zweimal spanischer Meister und zudem Champions-League-Sieger wurde. Am 6. Oktober dann sein Meisterstück im neuen Trikot: Beim 6:0 über Figueirense erzielte Ronaldinho drei Tore und legte für zwei weitere Treffer auf.
Coach Cuca bleibt allerdings Zweckpessimist: "Er ist ein Spieler, der uns kurzfristig sehr nützlich war. Aber langfristig müssen die Dinge in vernünftige Bahnen gelenkt werden. Sowohl was den Klub angeht, als auch der private und professionelle Part des Spielers." In einem Interview mit Rádio Itatiaia schrieb der Coach Ronaldinho für 2013 ins Stammbuch: "Er muss ein Beispiel für die jungen Spieler sein. Wenn er das schafft, werden die Burschen einschlagen. Wenn es schlecht bei ihm läuft, wird sich das auch auf die Leistung der anderen niederschlagen. Dieser Verantwortung muss er sich jetzt stellen."