Zagreb. (art) Die Äußerungen im Vorfeld waren nicht wirklich ehrfurchtsvoll. Er wünsche seinem alten Kumpel Nenad Bjelica alles Gute - "aber nur für die Gruppenphase der Europa League", hatte etwa Dinamo-Zagreb-Verteidiger Josip Simunic nach der Auslosung zum Champions-League-Play-off gemeint, die seiner Mannschaft den österreichischen Meister Austria Wien mit dessen kroatischem Trainer Bjelica beschert hatte. Die Austria, legte Dinamo-Präsident Zdravko Mamic nach, sei das absolute Wunschlos. Man konnte es den Kroaten nicht verdenken. Die bisherigen Saisonspiele der Austria auf internationaler Ebene, das 1:0 beziehungsweise 0:0 gegen den isländischen Vertreter Hafnarfjördur, ließen zwar die österreichischen Fans, nicht aber selbsternannte Champions-League-Anwärter erschaudern.

Im Hinspiel des Champions-League-Play-offs im Maksimir-Stadion in Zagreb erlebten die Kroaten dann am Mittwochabend allerdings eine andere Austria-Mannschaft: eine, die sich gut auf den Gegner eingestellt hatte, die defensiv gut organisiert war, mit frühem Pressing versuchte, dagegenzuhalten und durchaus den Willen erkennen ließ, zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte und als erster österreichischer Verein seit Rapid vor acht Jahren in die Gruppenphase der Champions League einzuziehen. Zumindest kämpferisch boten die Austrianer von Beginn an eine anständige Leistung. Wenn schon offensiv zunächst wenig bis gar nichts ging, ließ man Dinamo zumindest in der eigenen Strafraumnähe nicht entscheidend zum Zug kommen. Eine Halbchance von Zvonko Pamic, der von Tomas Jun am Schuss gehindert wurde (14.), sowie ein Schuss von El Arbi Hillal Soudani, den Austria-Tormann Heinz Lindner parierte (20.), waren die ersten und lange Zeit einzigen Möglichkeiten der Gastgeber. Denn auch diese traten anders auf als erwartet: indem sie nämlich in Sachen Tempo und Kombinationsspiel bei weitem unter den Ankündigungen blieben.

Gefährlich wurden die Kroaten erst ganz am Ende der ersten Hälfte, als Lindner und der Pausenpfiff die Austria in einigen Situationen dieser Sturm- und Drangphase der Gastgeber vor einem Rückstand bewahrten.

Rückspiel am Dienstag

Doch die Pausenansprache Bjelicas zeigte offenbar Wirkung, nach Seitenwechsel versuchte es die Austria mit temporeichen Vorstößen und wurde prompt in der 68. Minute belohnt: Nach einer schönen Aktion, die mit einem Ballgewinn Daniel Royers begann und über mehrere Stationen schließlich zum von Links heranstürmenden Leovac führte, schoss dieser zum 1:0 der Gäste ins kurze Eck ein. Ausgerechnet der kroatisch-österreichische Doppelstaatsbürger, der nur aufgrund der Sperre des etatmäßigen Linksverteidigers Markus Suttner sein Pflichtspieldebüt in dieser Saison gab, machte die Tür zur Champions League für die Austria damit einen Spalt weit auf, Marko Stankovic öffnete sie wenige Minuten darauf mit seinem Tor zum 2:0 (75.) - Zagreb war zu diesem Zeitpunkt durch den Ausschluss von Ante Rukavina nur noch zu zehnt - noch etwas weiter. Zum Rückspiel am Dienstag werden die Kroaten, die die beiden vergangenen Saisonen in der Champions League waren, wohl mit mehr Respekt anreisen.