
Salzburg. (apa) Wie auch immer das Europa-League-Achtelfinale zwischen Salzburg und Basel am Donnerstagabend ausging (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe) - einer zählt ganz bestimmt zu den großen Gewinnern des europäischen Höhenflugs der Salzburger: Roger Schmidt. Dabei kam er im Sommer 2012 als No-Name-Trainer nach Österreich, inzwischen ist er als Architekt des erfolgreichsten Salzburger Teams in der Red-Bull-Ära unumstritten und hat mit seiner Umsetzung von pressingorientiertem Angriffsfußball europaweit von sich Reden gemacht.
Für seinen deutschen Landsmann und Sportdirektor Ralf Rangnick ist der 47-Jährige schon jetzt "einer der interessantesten Trainer in Deutschland".
Als Schmidt im Sommer 2012 beim damaligen Meister als Nachfolger Ricardo Moniz’ vorgestellt wurde, fiel zunächst eine Einschätzung schwer. Immerhin hatte Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz zuvor auf schillernde Namen gesetzt wie Giovanni Trapattoni, Lothar Matthäus und Huub Stevens. Das blamable Aus in der Champions-League-Qualifikation gegen Düdelingen wenige Wochen später gab voreiligen Zweiflern recht. "Der österreichische Milliardär Mateschitz muss nach einem neuen Zaubertrank suchen, um seinen Spielern Flügel zu verleihen", ätzte etwa die Luxemburger Zeitung "Le Quotidien" damals. Freilich hatte man diesen bereits gefunden. Doch der Trank musste erst wirken.
Selbst in dieser bitteren Stunde wirkte Schmidt ruhig und seiner Sache sicher. Vielleicht auch, weil er sich 2007 schon fast gegen den Profifußball und für seine Familie beziehungsweise den Ingenieurs-Beruf entschieden hatte. Doch nach drei Trainerjahren beim Unterhausklub Delbrücker SC fruchtete die Überzeugungsarbeit von Preußen Münster. "Er hat mich auf Anhieb mit seinem Charisma beeindruckt", erinnert sich Preußen-Präsident Marco de Angelis. "Er ist ein extrem führungsstarker Trainer."
Schon in Münster setzte Schmidt auf Offensivfußball, auf Anhieb gelang 2008 der Aufstieg in die vierte Spielstufe. Ein weiterer Vorstoß blieb ihm mit Preußen zwar verwehrt, aufgrund der hohen Erwartungshaltung musste er 2010 sogar verfrüht gehen. Zweitligist Paderborn, wo Schmidt früher selbst in Liga drei gekickt hatte, war längst auf Schmidt aufmerksam geworden und schaffte mit ihm 2012 fast sogar den Aufstieg ins Oberhaus. Immerhin kassierten die Paderborner 2012 von Red Bull eine kolportierte Million Euro für ihren Coach - Geld, das sich längst amortisiert hat.
"Lieber Lächeln als Peitsche"
Schmidts Verdienst ist nicht nur die Etablierung eines attraktiven spielerischen Konzepts. Vor allem hat es der ehrgeizige Mann aus dem Sauerland geschafft, in Salzburg bisher vermisste Tugenden zur Norm zu machen. Wo einst als verwöhnt geltende Stars und Halbstars teilweise lustlos ihrer Arbeit nachgingen, ist nun eine großteils junge und auch talentierte Truppe am Werk, der selbst in scheinbar unwichtigen Partien und Spielphasen stets der Hunger auf Tore sowie ein unbedingter Siegeswillen anzumerken ist. "Den Modus, wo man den Ball nach hinten spielt, aufhört zu spielen, den gibt es bei uns nicht", beschreibt Schmidt ein Schlüsselelement seines Konzepts. Seine Menschenführung folgt dem Credo "Lieber ein Lächeln als die Peitsche"; wichtig ist ihm nicht zuletzt die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen. "Man muss authentisch bleiben und einen geradlinigen Stil verfolgen", betonte er einmal.
In der Öffentlichkeit gibt sich der zweifache Vater, dessen Familie nach Salzburg übersiedelt ist, zurückhaltend und - durchaus passend zur Vereinslinie - wenig mitteilungsbedürftig. Mit Schiedsrichtern oder Trainerkollegen hat Schmidt freilich schon einige hitzige Momente hinter sich.