Wien. Otto Pfister ist einer der größten Weltenbummler unter den Fußballtrainern. Der Deutsche hat schon Teams in 21 Ländern und auf drei Kontinenten trainiert, coachte von Ruanda über die Elfenbeinküste bis Ghana zahlreiche afrikanische Teams, war in Saudi-Arabien und Bangladesch tätig und bestritt zuletzt mit Trinidad und Tobago die Qualifikation für die WM in Brasilien, die dem Außenseiter aber nicht glückte. "Ich kann mein Hobby mit meinem Beruf verbinden und sehe die Welt", sagt Pfister im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Einen Vertrag bei irgendeinem europäischen Provinzverein, das wäre nichts für den 76-Jährigen, der nicht ans Aufhören denkt.
Und auch eine Weltmeisterschaft hat Pfister schon erlebt: 2006 in Deutschland betreute er Togo. Deshalb ist in Pfisters Augen diese Angelegenheit bei Kamerun, die sich vor der nunmehrigen WM abspielte, auch eher glimpflich verlaufen. Im Prämienstreit zwischen Verband und Nationalteam hatten die Spieler Kameruns zwar kurzzeitig die Abreise nach Brasilien verweigert, doch nach einigen Stunden war der Konflikt laut Medien beendet, wobei man über die Prämien offiziell nichts Genaues sagt. Pfister hat da mit Togo ganz anderes erlebt: Tagelang wurde damals um die Gelder für die Spieler gestritten, Pfister war deshalb kurz vor dem Turnier sogar vorübergehend als Trainer zurückgetreten.
Es gehört schon zu den Ritualen einer WM, dass bei afrikanischen Teams ein Streit um die Bezahlung losbricht (diesmal gab es auch bei Nigeria Querelen). Immer wieder sagen dabei Funktionäre den Spielern zunächst Summen zu, die sie dann doch kürzen, was sich die Fußballer nicht gefallen lassen wollen.
Und der Prämienstreit wirft ein Schlaglicht auf die Zustände in vielen afrikanischen Verbänden, wie es sich bei Kamerun zeigt. Auch diese Nationalelf betreute Pfister von 2007 bis 2009, war mit ihr beim Africa-Cup 2008 Zweiter. Ständig sei dort ein Trainer Querschüssen ausgesetzt, berichtet der Coach. Spieleragenten versuchen über Medien ihre Akteure in den Kader zu drängen, ehemalige Spieler wie der WM-Held von 1990, Roger Milla, nehme auf den Verband Einfluss und mischen sich ein, in dem wiederum viele Funktionäre ihre eigenen Interessen verfolgen.
"Die Mannschaft selbst war dabei nie das Problem", berichtet Pfister. Ganz im Gegenteil, die meisten Spieler sind in europäischen Top-Ligen tätig und würden höchst professionell agieren. Das gelte auch für den beim FC Chelsea tätigen Starstürmer Samuel Eto’o, dem immer wieder Starallüren nachgesagt werden.