Zagreb. (rel) Die Ausgangsituation war so übel nicht. Platz eins in der Bundesliga zurückerobert, bereits acht Spiele in Folge ungeschlagen. Hinzu kam eine 4:2-Torgala beim Europa-League-Hinspiel gegen Dinamo Zagreb, die Übernahme der Führung in der Gruppe D mit sieben Punkten (gleichauf mit Celtic Glasgow) inklusive. Die Kroaten, in der Gruppentabelle mit drei Zählern abgeschlagen auf dem dritten Rang, hatten daher allen Grund, bei ihren Anhängern beim Rückspiel am Donnerstag Abbitte zu leisten. Die Wiedergutmachung sollte aber nicht gelingen, dafür sorgte Red Bull Salzburg dank eines überragend spielenden Soriano.

Wirklich rechnen hatte man mit dem Ergebnis nicht können. Noch dazu, wo die Elf von Coach Adi Hütter dieses Mal ohne Goalgetter Alan auskommen musste, der für die Begegnung in der kroatischen Hauptstadt nicht rechtzeitig fit geworden war. Für Ersatz war aber bestens gesorgt - und zwar durch die Stürmerstars Kevin Kampl und Marcel Sabitzer. Dank ihnen hätte es dann auch schon in der neunten Minute 1:0 für Salzburg stehen können. Nur mit Mühe konnten Dinamo-Goalie Eduardo (vor Sabitzer) und "Libero" Jérémy Taravel auf der Linie (vor Kampl) jähes Ungemach verhindern. Überhaupt machten sich die Hausherren aufgrund unnötiger Fehler das Leben schwer, das Spiel machten die Salzburger. Das bekamen sie auch schmerzhaft zu spüren, allen voran Martin Hinteregger und Sabitzer, die binnen weniger Minuten vom Gegner niedergestreckt wurden, mit der Folge, dass Letzterer sogar den Platz räumen musste. Erste Diagnose: Bluterguss beim linken Becken. Womit Hütter nichts anderes übrig blieb, als den bis vor kurzem verletzten und daher noch nicht ganz eingespielten Massimo Bruno zu bringen.

Die Unruhe in den Reihen der Gäste war damit perfekt - die erste Torchance der Kroaten kündigte sich an und Salzburg-Torhüter Péter Gulácsi bekam auf einmal etwas zu tun. War es erst Marcelo Brozović, der ihn mit einem harten Schuss prüfte, kam dann Soudani knapp zu spät, um den Führungstreffer für Dinamo klar zu machen (34. Minute). Den besorgten dafür - angesichts des durchwachsenen Spielverlaufes etwas überraschend - die Österreicher, und zwar durch Jonatan Soriano, der fünf Minuten später eine Eingabe von Seydou Keita perfekt unter die Latte von Eduardo knallen konnte. 1:0 für Salzburg.

Vorerst. Denn die Kroaten hatten gar nicht die Absicht, sich geschlagen zu geben. Eine Niederlage, das war im Lager der Gastgeber klar, würde das Aus für das Unternehmen Sechzehntelfinale in der Europa League bedeuten.

Hattrick von Soriano

Dementsprechend kampfeslustig gab sich Dinamo daher auch in den ersten Minuten der zweiten Hälfte. Und hätte nicht der griechische Referee Michael Koukoulakis das Handspiel von Arijan Ademi im 16er der Salzburger gesehen, der Ausgleich war zumindest zum Greifen nahe. Drei gelbe Karten später ging alles Schlag auf Schlag: Konter der Österreicher in der 59. Minute, der Ball prallt von der Stange und Kampl schießt ein zum 2:0. Der Jubel der mitgereisten Fans war noch nicht verstummt, folgte auch schon der Gegentreffer auf dem Fuß - und zwar durch den chilenischen Dinamo-Legionär Ángelo Henríquez, der überraschend durch die Defensive der Salzburger marschierte und ins linke Eck netzte. Keine Chance für Gulácsi.

Allein die Gäste ließen sich von dem überraschenden Treffer nicht aus der Ruhe bringen und sollten in den Schlussminuten wie im Hinspiel unerwartet für eine Torgala sorgen. Drei Treffer bekamen die Zagreb-Fans - zumindest jene, die das Stadion nicht frustriert vorzeitig verlassen hatten - an diesem Abend vorgesetzt. Erst durch Soriano per Überheber (64. Minute), danach erhöhte Bruno auf 4:1 (72.) und vergab im Finish noch eine Riesenchance auf Treffer Nummer fünf (84.). Den besorgte dann erneut Soriano, der aus 16 Metern flach ins linke Eck zum 5:1 traf (85.). Die Wiedergutmachung ist den Kroaten ordentlich misslungen. Salzburg ist weiter. Und das verdient.