Mit wehenden Haaren wurde Homare Sawa (r.) zur Ikone in Japan. - © ap/Jonathan Hayward/The Canadian Press
Mit wehenden Haaren wurde Homare Sawa (r.) zur Ikone in Japan. - © ap/Jonathan Hayward/The Canadian Press

Tokio/Edmonton. Ihr Weg zur Ikone des Frauenfußballs in Japan war voller Rückschläge. Als Homare Sawa als Sechsjährige zusammen mit ihrem älteren Bruder in einem Team spielen wollte, lehnte der Trainer sie zunächst ab. Mädchen seien nicht erwünscht. Erst als sich Sawas Mutter, die ihre Tochter stets sehr unterstützte, beim Trainer für sie einsetzte, ließ er das Mädchen testweise spielen. Sawa nutzte ihre Chance und placierte das runde Leder gekonnt zwischen den zwei Pfosten. Danach spielte ihr Geschlecht keine Rolle mehr. Sie blieb im Team. Dass sie als junge Spielerin lange mit älteren, kräftigeren Burschen trainierte, gilt als eines ihrer Erfolgsgeheimnisse.

Die 36-Jährige ist eine der besten Fußballerinnen aller Zeiten. Aktuell steht die Mittelfeldspielerin mit der Rückennummer 10 in ihrer sechsten Weltmeisterschaft auf dem Rasen. Diese Leistung teilt sie nur mit der brasilianischen Fußballerin Formiga. Keiner der männlichen Spieler hat das bisher geschafft. Als Kapitänin der Nationalmannschaft schrieb sie im Sommer 2011 Geschichte: Sie katapultierte ihr Team "Nadeshiko Japan" von der Außenseiterrolle zum Weltmeistertitel. Das verschaffte ihr nicht nur einen festen Platz in der Historie des Frauenfußballs, sondern auch in den Herzen ihrer Landsleute. Nur wenige Monate nach dem Tsunami und der Atomkatastrophe von Fukushima gab sie mit ihren Mitspielerinnen der gebeutelten Nation wieder Mut.

Sawa ist Sympathieträgerin für einen Sport, der lange ein Schattendasein in Japan führte. In der ostasiatischen Nation spielt Baseball mit großem Abstand die Hauptrolle. Fußball konnte erst nach der Jahrtausendwende ein wenig Aufmerksamkeit erhaschen, als Japan und Korea gemeinsam die Fußball-WM ausrichteten.

Mit gerade zwölf Jahren schaffte es die fußballversessene wie talentierte Sawa in die höchste einheimische Frauenfußball-Liga. Ihr damaliger Trainer schonte sie nicht, steckte sie gleich zu den besten Spielerinnen. Frustriert, weil sie sich unterlegen fühlte, soll Sawa nach dem Training häufig länger auf dem Platz geblieben sein, um alleine weiterzutrainieren. Ihr Einsatz trug Früchte: Mit 15 schoss sie in ihrem ersten internationalen Spiel gegen die Philippinen vier Tore. Es war der fulminante Auftakt zu einer eindrucksvollen Karriere.

Nicht nur "süß"


Während Sawa den Weg für viele Spielerinnen nach ihr bereitete, musste sie selbst immer wieder Rückschläge einstecken: Mal stand Sawas Team, dann die ganze Liga vor dem Aus. Das änderte sich nach dem WM-Sieg: Sawa und ihre Team-Kameradinnen wurden über Nacht zu Superstars. Sie bekamen plötzlich lukrative Werbeverträge, Tausende säumten nach ihrer Rückkehr die Straßen. Für Schlagzeilen sorgte, dass die Männer in der Business Class zum Turnier geflogen waren, die Frauen sich in die Economy Class zwängen mussten. Dabei waren sie es, die erstmals den Weltmeistertitel nach Japan brachten.