Gaza. Erstmals seit Jahren hat ein Fußballklub aus dem Gazastreifen die Grenze nach Israel überqueren dürfen, um im besetzten Westjordanland das Entscheidungsspiel um die palästinensische Meisterschaft bestreiten zu können. Der palästinensische Fußballverband bestätigte, dass die Transitreise angetreten werden konnte.

Auch die im israelischen Verteidigungsministerium für palästinensische Zivilangelegenheiten zuständige Abteilung Cogat meldete auf dem Kurznachrichtendienst Twitter die Ausreise und wünschte "für das Match viel Glück".

Das Entscheidungsspiel um die palästinensische Fußballmeisterschaft hat auch hohe politische Bedeutung, weil es wegen der Reiserestriktionen Israels und wegen der Zerwürfnisse zwischen den wichtigsten Palästinensergruppen im Gazastreifen und im Westjordanland erstmals seit dem Jahr 2000 stattfinden kann. Es soll am Freitag in Hebron ausgetragen werden.

Der dortige Klub al-Ahli, Meister im Westjordanland, hatte vergangene Woche in den Gazastreifen reisen können, wo das Hinspiel gegen den lokalen Meister Schedschaja mit einem torlosen Unentschieden endete. Im Rückspiel entscheidet sich nun, welcher Verein die palästinensischen Farben in der asiatischen Champions League vertreten darf.

Die Koordination des Transits über Israel war für beide Finalspiele nicht einfach; da der Gazastreifen seit 2007 von der radikalislamischen Hamas kontrolliert wird, die in mehrere kriegerische Auseinandersetzungen mit Israel verwickelt war, ist ein Passieren der Grenze zu Israel für die dortigen Spieler besonders schwierig. Das eigentlich für vergangenen Sonntag angesetzte Rückspiel musste mehrfach verschoben werden, weil die Cogat darauf beharrte, vor der Visa-Erteilung mehrere der Spieler aus dem Gazastreifen zu befragen. Dem seien diese angeblich nicht nachgekommen. "Alle 35 Mitglieder der Delegation des Klubs von Schedschaja (einem im Gazakrieg 2014 stark zerstörten Vorort von Gaza; Anm.) konnten letztlich ausreisen", bestätigte nun Ismail Matar vom palästinensischen Fußballverband. "Israel hat zwei Stunden lang drei der Spieler verhört, bevor sie die Ausreiseerlaubnis erhielten", ergänzte Matar.

Die Palästinenser hatten die von Israel verantworteten Reisebehinderungen insbesondere bei internationalen Begegnungen der Nationalelf in den vergangenen Jahren massiv beim Weltfußballverband Fifa beklagt, dem sie seit 1998 angehören. Im April hatten sie beim Fifa-Kongress einen geplanten Antrag, über einen Ausschluss Israels aus dem Weltverband abstimmen zu lassen, erst in letzter Minute zurückgezogen, allerdings weitreichende Maßnahmen zur Lockerung der Restriktionen gefordert. Daraufhin wurde eine Kommission zur Untersuchung der Beschwerden und zur Überwachung der Bewegungsfreiheit gebildet.

Nicht zuletzt Noch-Fifa-Chef Joseph Blatter hat sich stets (werbewirksam) für eine Aussöhnung der beiden Fußballverbände ausgesprochen, zahlreiche Treffen in den vergangenen Jahren haben aber keine nennenswerten Ergebnisse gebracht. Den (präsidial verordneten) Handschlag zwischen den Verbandspräsidenten Israels und Palästinas, Ofer Eini und Dschibril Radschub, wollte Blatter dann auch als persönlichen Erfolg verbuchen.