Hamburg/Bremen. (art) Ein Finale hat Werder Bremen vor wenigen Tagen verpasst, mindestens vier Endspiele hat die Mannschaft mit den beiden Österreichern Zlatko Junuzovic und Florian Grillitsch noch vor sich: Vor der 31. Runde der deutschen Bundesliga liegen die Bremer nur auf dem 16. Tabellenplatz; will man die Relegation vermeiden, müssen nun dringend Punkte her. Die ersten am besten schon am Freitag in einem aufgrund der Tabellensituation brisantesten Nord-Derbys seit langem (20.30 Uhr). Denn auch Gastgeber HSV ist noch nicht frei von allen Abstiegssorgen, liegt als Zwölfter nur drei Punkte vor der Mannschaft von Trainer Viktor Skripnik.

Für langes Hadern mit der 0:2-Niederlage im Cup-Halbfinale gegen den FC Bayern, die noch dazu durch einen ungerechtfertigten Elfmeter nach einer Schwalbe von Arturo Vidal fixiert worden war, blieb daher an der Weser keine Zeit. Vielmehr wollte man aus der Niederlage Motivation beziehen. Immerhin, könnte man sagen: Das Ergebnis war bei weitem nicht so demütigend wie vor wenigen Wochen, als man von den Münchnern mit 0:5 abgewatscht worden war, die Leistung sogar recht gut. "Wenn wir so weitermachen, bleiben wir, glaube ich, in der Liga", meinte Claudio Pizarro, der den Bremern am Wochenende davor Grund zum Jubeln gegeben hatte: Mit seinem 102. Treffer im Werder-Trikot hatte er den jetzigen Aufsichtsratsvorsitzenden Marco Bode in der ewigen Klub-Torschützenliste überholt.

Ebensoviel wie vom Peruaner hängt derzeit im Spiel der Bremer von ÖFB-Legionär Zlatko Junuzovic ab, der Spielgestalter glänzte beim Sieg gegen die Wolfsburger als Vorbereiter und war auch im Match gegen die Bayern einer der Besten. Vor dem Spiel gegen die Hamburger, bei denen Michael Gregoritsch als Joker zum Einsatz kommen könnte, plagten Junuzovic zwar leichte muskuläre Probleme, "Gefahr für morgen besteht aber nicht", sagte Skripnik. Auch für Schonung ist in der aktuellen Lage keine Zeit, "es ist das Nord-Derby, es ist wichtig für die Tabelle", meinte der Coach, der auch wieder Grillitsch im zentralen Mittelfeld aufbieten dürfte. Junuzovic selbst freut sich auf das Treffen mit den Hamburgern. "Die Partie wird ein richtiges Druckspiel. Jeder Fehler kann entscheidend sein", sagte der Mittelfeldmann - und, um sicherzustellen, dass das positiv gemeint ist: "Es wird ein Wahnsinnsspiel."

"Arrogant und planlos"


Da ist sie also wieder, ausgerechnet vor dem Derby, die alte Bremer Zuversicht, die in dieser Saison schon abhanden gekommen zu sein drohte. Und dennoch haben die mitunter chaotischen Darbietungen der vergangenen Monate auf dem Feld und die Vorgänge abseits davon Spuren hinterlassen. Immer wieder melden sich Ehemalige zu Wort, die die Vereinsführung kritisieren. Frank Rost, früher sowohl in Bremen als auch in Hamburg Tormann, sieht beide Klubs in einer ähnlichen Situation. "Es kann sich im Fußball immer schnell drehen, wenn falsche Entscheidungen getroffen werden", sagte er dem "kicker". Dies sei bei beiden Vereinen der Fall gewesen. "Deswegen verwundert mich die Entwicklung gar nicht. Man muss nicht rumjammern über die Werksklubs und deren bessere finanzielle Situation, sondern aufpassen, dass nicht Vereine wie Mainz vorbeiziehen."

Noch drastischere Worte wählte Ex-Werder-Spieler Uli Borowka in der "Sport Bild": Wie der Klub derzeit geführt werde, sei "arrogant, hilflos, planlos und fahrlässig".