Mailand. Schon lange gab es intensive Verhandlungen, doch der Verkauf des Mailänder Fußball-Vereins AC Milan an eine chinesische Investorengruppe überraschte letztendlich auch die Experten. Silvio Berlusconi trennt sich nach 30 Jahren von seinem Klub. Nach vielen erfolgreichen Jahren mit zahlreichen Triumphen sowohl auf nationaler wie auch internationaler Ebene, hatte der Klub in den letzten fünf Jahren finanzielle und sportliche Probleme.
Für Berlusconi ist der Verkauf des AC Milan ein logischer Schritt. Die Niederlage im Prozess-Reigen um die Übernahme des Medienunternehmens Mondadori hatte für den Medien-Mogul schwerwiegende finanzielle Folgen. Gerichte hatten das Berlusconi-Unternehmen Fininvest zur Zahlung von 494 Millionen Euro verdonnert. Der Mailänder Unternehmer hatte deshalb schon in den vergangenen Jahren begonnen, viel Tafelsilber zu verkaufen. Neben Villen und Fernsehsender (der Verkauf von Mediaset Premium an Vivendi ist im heurigen Juli aber gescheitert) stand nun auch der Fußballklub zur Disposition. Zunächst schien Berlusconi allerdings nur 48 Prozent an den thailändischen Investor Bee Taechaubol verkaufen zu wollen. Eine entsprechende Einigung im vergangenen Jahr führte aber zu keinem Abschluss. Der Thailänder konnte nach der chinesischen Börsenkrise keine Geldgeber mehr auftreiben.
Im Frühsommer kam es dann zu einer Einigung auf exklusive Verkaufsgespräche mit einer chinesischen Investorengruppe. Die Unterzeichnung der Vorvertrages hätte am 7. Juli stattfinden sollen. Doch auch diesmal gab es keinen Abschluss. Der Termin wurde immer wieder verschoben, zuletzt war der 16. August angepeilt worden.
Nun kam es aber anders. Ein Teil der chinesischen Investorengruppe hat sich abgespalten und tatsächlich am Freitag auf Berlusconis Anwesen auf Sardinien der Vorvertrag unterschrieben. 99,93 Prozent des Klubs wechseln damit den Besitzer. Offiziell ist der Verkäufer die Berlusconi-Firma Fininvest, der Käufer die Sino-Europe Investment Management Changxing. Bis Ende des Jahres soll das Geschäft abgeschlossen werden. 740 Millionen Euro kassiert Berlusconi für den AC Milan, 220 Millionen fließen aber in den Schuldendienst. Netto darf damit Berlusconi mit knapp über 500 Millionen Euro rechnen. Just jene Summe, die ihn der Mondadori-Deal gekostet hatte. Damit sind nun beide Mailänder Traditionsvereine in chinesischer Hand. Schon vor einigen Wochen war Inter Mailand an eine chinesische Gruppe verkauft worden.