Zagreb. Statistisch gesehen hatte Red Bull Salzburg ja alle Trümpfe in der Hand. Zweimal war der österreichische Meister gegen Dinamo Zagreb auswärts auf dem Rasen gestanden, und zweimal hatte man auch gegen den kroatischen Hauptstadtklub gewonnen. Hauptsache kein Gegentreffer, also eine reine Weste, war daher im Vorfeld dieses wichtigen Play-off-Spiels in der Champions-League-Qualifikation die Devise im Team gewesen. Alles andere hätte wohl auch keinen Sinn ergeben, zu groß ist der Ehrgeiz der Salzburger, im neunten Anlauf endlich zu Champions- League-Ehren zu kommen - und zwar durch den erstmaligen Einzug in die Gruppenphase. Und sie sind dem Ziel in Zagreb etwas näher gekommen.
Und das, obwohl die erste Hälfte der Partie eher an gutes altes Kick-and-Rush als an Fußball auf Königsklassenniveau denken ließ. Und außerdem waren es zunächst die Schützlinge von Dinamo-Trainer Zlatko Kranjčar, die vor ihren rund 12.000 Fans Druck machten und zu Torschüssen kamen. Dass die Gäste keine Ruhe in die Partie bringen konnten, lag aber nicht allein am kroatischen Druck, sondern auch an etlichen Fehlern im Aufbauspiel. Nur zaghaft wagten sich Jonatan Soriano, Valon Berisha und Co. vor das Tor von Zagreb-Keeper Eduardo, zwingend gefährlich wurden sie noch nicht.
Dafür erhöhten die Kroaten ordentlich die Schlagzahl. Das wurde nicht nur durch den Ballbesitz von 70 Prozent deutlich, sondern auch durch gefährliche Aktionen auf dem Rasen. So etwa in Minute 22, als Junior Fernandes nach einem Konter zu Schuss kam - und das Leder gegen das Außennetz des Salzburger Tores knallte. Martin Hinteregger machte dabei keine allzu gute Figur. Bei der zweiten großen Torchance zehn Minuten später war es sogar nur pures Glück, das die Rot-Weißen, die die Kugel im Strafraum einfach nicht loswurden, vor einem Rückstand bewahrte. Wie leicht hätte Marko Rogs Abstauber das 1:0 für Dinamo bedeuten können? Dass auch die Salzburger bisweilen Chancen vorfanden - so etwa Berisha per Freistoß (27.) und Hinteregger per Kopf (30.) -, zeigte aber dennoch: So schlecht, wie man auf den ersten Blick meinen mochte, schlug man sich hier gar nicht.
Dinamo schlägt zurück
Das sollte auch das Spiel der Salzburger in der zweiten Spielhälfte unter Beweis stellen. Den Beginn machten gleich einmal Hinteregger, Berisha und Andreas Ulmer - und zwar mit einer tollen Kombination, deren letzter Pass zwar in den Händen von Eduardo landete, aber den Kroaten die ausgesprochene Gefährlichkeit der Österreicher signalisierte (48.). So ging es im Fünf-Minuten-Takt weiter. Erst stresste Valentino Lazaro Eduardo mit einem Schuss aus dem Hinterhalt (50.), dann zielte Wanderson aufs lange Eck und verfehlte das kroatische Tor knapp (55.). So gesehen war das 1:0, das schließlich in Minute 59 durch Lazaro - nach einem Konter und durch die Vorarbeit von Konrad Laimer und Wanderson - fiel, auch verdient.
Wer aber meinte, der Einsatz in Zagreb war damit beendet, wurde enttäuscht. Denn plötzlich war die Torgefährlichkeit der Kroaten wieder da. Und zwar durch Ante Corić, der nach einer Freistoßflanke am 5er zum Kopfball kam, aber das Salzburger Tor verfehlte. Dass die Österreicher den Ausgleich in der 76. Minute doch noch zulassen mussten, war ihnen selbst zuzuschreiben. Genau genommen hätte das Foul von Bernardo, das zum Elfertor von Rog führte, nicht sein müssen. Aber zumindest ist Salzburg durch das Auswärtstor im Vorteil. Ein erster Schritt.