Belo Horizonte. (may) Der für die Zukunft der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft vorentscheidende November begann schon einmal gar nicht gut: Denn die Fifa hat vergangene Woche die Tabelle der WM-Qualifikation in Südamerika neu geordnet, indem sie zwei Spiele Boliviens wegen des Einsatzes eines nicht spielberechtigten Profis strafverifizierte. Mit dem Ergebnis, dass Chile nun zwei Punkte mehr auf dem Konto hat, auf Rang fünf vorrückte und damit den Vizeweltmeister von Brasilien auf Rang sechs stieß. Kann sich der zweifache Weltmeister in den ausstehenden acht Partien nicht mindestens auf Play-off-Rang fünf verbessern, finden die Titelkämpfe 2018 in Russland ohne Argentinien statt - und damit ohne den Superstar des Sports schlechthin, Lionel Messi.
Damit es zu dieser derartigen weltumspannenden Tragödie nicht kommt, ist vor allem der Meister persönlich gefragt, der nach zweimonatiger Team-Verletzungsabsenz am Donnerstag im Superclásico-Schlager gegen Brasilien wieder die Fäden im Team der Albiceleste ziehen wird - ja, ziehen muss. Denn die Krise der Argentinier in der zehn Spieltage alten WM-Qualifikation ist in erster Linie der Verletzungsmisere Messis geschuldet, der seine Elf in den drei Spielen, in denen er auf dem Platz stand, jeweils zum Sieg geführt hat. In den restlichen Partien gab es jedoch ohne Messi nur einen Sieg, vier Remis und zwei Niederlagen - darunter die Peinlichkeit in Form eines 0:1 gegen Paraguay vor heimischem Publikum in Córdoba Mitte Oktober.
500. Tor für Barcelona
Eine Peinlichkeit wäre eine Niederlage gegen den Erzrivalen Brasilien, der den Klassiker just auf belasteter Erde in Belo Horizonte (Stichwort 1:7 gegen Deutschland) bestreitet, gewiss nicht - doch die Tabellensituation erlaubt kaum noch Ausrutscher. Außerdem wartet mit Kolumbien Anfang kommender Woche ein nicht schwächerer Gegner, als es die Seleção als neuer Tabellenführer ist.
Da trifft es sich gut, dass Messi nicht nur wieder völlig gesundet, sondern ebenso in Topform ist, was er erst am Wochenende im Dress des FC Barcelona unter Beweis gestellt hat. Gut zwölf Jahre nach seinem Debüt in der Primera División setzte der 29-Jährige beim 2:1-Sieg über den FC Sevilla einen wahren Meilenstein, indem er sein 500. Tor im Trikot der Katalanen erzielte. Zudem zeigte er in Hälfte zwei eine der komplettesten Leistungen in seiner Karriere, als er auf dem ganzen Feld - und also auch in der Defensive - seine Qualitäten und den in ihm schlummernden Kampfgeist demonstrierte. Dafür erntete der Mann aus Rosario nicht nur bei seinem Hausblatt "Sport" Sonderlob, das ihn auf der Titelseite als "Sankt Messi" gleichsam heiligsprach; bemerkenswerter war, dass in diesen Panegyrikus auch die Real-nahen Gazetten "AS" und "Marca" einstimmten und ihn mit dem historischen Real-Idol Alfredo di Stefano verglichen.
Bleibt für die 43 Millionen argentinischen Fußballfans nur zu hoffen, dass sich der Superstar nicht allzu sehr verausgabt hat und nicht wieder - wie so oft in der Vergangenheit - das blau-weiß-gestreifte Trikot lustlos über das Feld führt. Denn will Messi sein Land noch zu Titelehren bringen (vier große Finalspiele hat er mit Argentinien schon verloren), braucht es zunächst einmal die WM-Teilnahme.
Von der geht Teamchef Edgardo Bauza nach wie vor sicher aus und verweigert sich jeglicher Panik: "Natürlich erhöht das ein wenig die Besorgnis, aber trotzdem hängt es weiterhin allein von uns ab, ob wir uns qualifizieren", sagte Bauza zur nachträglichen Zurückreihung in der Tabelle. Weniger locker sieht es einer seiner Vorgänger, Nationalidol Diego Maradona: "Ich bin sehr besorgt: Argentinien würde Stand heute nicht zur WM fahren."
WM-Qualifikation, Südamerika:
Donnerstag:
Brasilien - Argentinien
Kolumbien - Chile
Uruguay - Ecuador
Paraguay - Peru
Venezuela - Bolivien
1. Brasilien 10 23:9 21
2. Uruguay 10 21:7 20
3. Ecuador 10 18:14 17
4. Kolumbien 10 15:12 17
5. Chile 1018:16 16
6. Argentinien 10 11:9 16
7. Paraguay 10 10:12 15
8. Peru 10 14:17 11
9. Bolivien 10 9:26 4
10. Venezuela 10 9:26 2