Wien. Joanne K. Rowling ist nicht nur die Schöpferin der bestverkauften Fantasy-Buchreihe aller Zeiten, sondern auch so etwas wie die Mutter eines Sports, der unter seinen Fans von Jahr zu Jahr an Beliebtheit dazugewinnt und mittlerweile auch in Österreich von rund 160 Menschen zelebriert wird. Am letzten Samstag im März gastierte etwa die Central European Quidditch League zu ihrem dritten Spieltag im Askö Sportzentrum Atzgersdorf. Einen Tag lang matchten sich Teams aus Wien, Graz, Laibach und Linz. Für die Oberösterreicher, die in dieser Saison noch nicht am Ligabetrieb teilnehmen, war es ein Herantasten durch Freundschaftsspiele, für die anderen ging es schon etwas ernster zur Sache. Denn obwohl Quidditch von vielen belächelt wird, handelt es sich durchaus um einen intensiven Sport, der neben Fitness auch taktisches Verständnis und Robustheit erfordert. Außerdem ist es das Debüt dieses Formats - und wer würde sich da nicht gerne zum ersten Champion küren?
Die Spielregeln sind prinzipiell schnell zu durchschauen, und doch nicht ganz. In gemischten Teams treten sieben Spielerinnen und Spieler, die als Handicap und als Anlehnung an die Romanvorlage tatsächlich eine Art Besen zwischen den Beinen führen müssen, gegeneinander an. Je drei versuchen Punkte zu erzielen (Chaser), eine Person soll die Ringe, durch die mit einem Ball geworfen werden muss, um einen Score zu erzielen, verteidigen. Zwei weitere befinden sich auf dem Feld, um den Spielfluss des gegnerischen Teams zu stören. Dieses geschieht mit zwei zusätzlichen Bällen, die zum Abschießen verwendet werden, wodurch der abgeschossene Gegner kurz außer Gefecht gesetzt wird. Je einer pro Seite versucht, einem sogenannten Snitch Runner - einem neutralen Spieler, der nach 18 Minuten das Spielfeld betritt - einen Tennisball, der in einer Socke im Hosenbund platziert ist, herauszuziehen. Sobald das gelingt, gibt es für das Team, das es geschafft hat, noch einmal zusätzlich 30 Punkte zu den normal erzielten, die jeweils zehn wert sind, und das Spiel ist beendet. Bei knappen Duellen kann das also dazu führen, dass das Match letztlich damit entscheiden wird. So weit, so kompliziert.
"Als Kurzerklärung sag ich immer, Quidditch ist eine Mischung aus Rugby, Handball und Völkerball", sagt Richard Turkowitsch, Ligakoordinator und Sprecher von Quidditch Austria. Der Sport wird bereits seit 2006 in den USA gespielt, in Österreich erst seit 2014. "Aber nicht alle sind über Harry Potter auf den Sport gestoßen, manche haben mit dem überhaupt nichts zu tun", sagt Turkowitsch.