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Montreal. 2007 ist Robert Kubica in Kanada schwer verunglückt. Nur eine Saison später sorgte er dort mit einem Sieg in einem Sauber für eine Sensation. Dann musste der Pole seine Formel-1-Karriere wegen eines Rallye-Unfalls fast beenden. Nun kehrte Kubica nach Montreal zurück, wo am Sonntag (20.10 Uhr MESZ) der siebente Grand Prix der Formel-1-Saison über die Bühne geht.

Kubica nützte seine Rückkehr auch, um mit der Story über die nach seinem einzigen Formel-1-Sieg in Kanada angeblich ungeöffnet gebliebene Champagnerflasche aufzuräumen. "Derjenige, der sich diese Geschichte ausgedacht hat, war 2008 wahrscheinlich nicht hier", sagte der Pole, der damals auf dem Circuit Gilles Villeneuve sensationell gewonnen und BMW-Sauber ein nie wieder erreichtes Erfolgserlebnis beschert hatte.

Der mittlerweile Alfa Romeo heißende Rennstall verschickte vor dem Grand Prix in Montreal am Sonntag nämlich eine Mitteilung, wonach Kubica damals angeblich vor lauter Aufregung vergessen habe, den Schampus zu öffnen. Deshalb sei die Flasche in der Rennfabrik in Hinwil auch die einzige unter 27 Podestpullen, die immer noch verkorkt sei. "Ich wusste nichts davon, dass diese Legende in der Fabrik umgeht", meinte der nunmehrige Williams-Pilot Kubica. Er googelte sogar ein Video von der Feier, machte einen Screenshot davon und verschickte das Beweisfoto.

Kanada wird in Kubicas Leben so oder so immer einen besonderen Platz einnehmen. 2007 hatte er sich hier bei einem schweren Unfall mit seinem BMW-Sauber überschlagen. Der Wagen war Schrott, Kubica verletzte sich leicht. Das darauffolgende Rennen in den USA ließ er aus Vorsicht aus, stattdessen feierte der spätere viermalige Weltmeister Sebastian Vettel sein Debüt.

"Ich würde mir wünschen, mein Unfall 2007 in Kanada war die schlimmste Erinnerung meines Lebens. Leider ist dem nicht so", erzählte der 34-Jährige. Kubica galt als kommender Weltmeister, besaß für 2012 dem Vernehmen nach schon eine Abmachung mit Ferrari. Doch dann verunglückte er 2011 bei einer Rallye in Italien. Eine Leitplanke bohrte sich in sein Auto, in einer Notoperation konnte sein rechter Arm gerettet werden. Wenn Kubica vor einem sitzt, sieht man den von Narben gezeichneten, dürren Arm. Sein Comeback beim Hinterbänklerteam Williams in dieser Saison war dennoch märchenhaft. Die derzeitige Verfassung des ehemaligen Weltmeisterteams gleicht hingegen einem Albtraum und nagt an einem ehrgeizigen Rennfahrer. Kubica und sein Stallrivale George Russell haben in diesem Jahr noch keinen Punkt geholt, 2018 waren es gerade einmal sieben. "Wir schreiben eine Saison nicht ab, nur weil es gerade nicht läuft", sagte Co-Teamchefin Claire Williams trotzig. Schon der Saisoneinstieg war peinlich gewesen, nachdem der Wagen nicht rechtzeitig zu den Tests fertig geworden war.

Später holte das Krisenteam Mitbegründer Patrick Head als Berater zurück. "Nichts ist jemals ein Totalschaden bei Williams", meinte die Tochter des legendären Teamchefs Frank Williams. "Ich spüre ganz bestimmt, dass wir jetzt Licht am Ende des Tunnels sehen." Doch Kubica bleibt Realist: "Es ist ja nicht so, dass man in den vergangenen Rennen Zeit auf einer Runde verloren hat, dann kommt man nach Kanada und verliert sie plötzlich nicht mehr", meint er trocken.