Es ist das Wochenende, auf das ganz Amerika (und weite Teile der übrigen Welt) gewartet hat. Am Samstag steigen die topgesetzten Teams ins Play-off der National Football League (NFL) ein. Die San Francisco 49ers treffen hier auf die Minnesota Vikings (22.35 Uhr MEZ), in der Nacht auf Sonntag (2.15 Uhr) sind die Baltimore Ravens mit Quarterback-Jungstar Lamar Jackson (23) gegen Tennessee erstmals im Einsatz. Am Abend empfangen auch die Kansas City Chiefs mit Patrick Mahomes die Houston Texans (21.05 Uhr), den Abschluss bildet in der Nacht auf Montag (0.40 Uhr/alle Spiele Puls 4) die Partie Green Bay Packers gegen Seattle Seahawks.

Im Mittelpunkt steht aber der erste Auftritt von Baltimores Heilsbringer Jackson gegen die Tennessee Titans. In der Regular Season hatte der Quarterback-Alleskönner zuletzt einen Rekord nach dem anderen gebrochen. "Ich habe die Super Bowl schon gewollt, als ich ein Kind war. Das ist, warum ich das Spiel spiele, weil ich gewinnen will", erzählt er gern. Tatsächlich ist Jacksons Geschichte ein typisch amerikanisches Märchen. Als er acht Jahre ist, sterben sein Vater bei einem Verkehrsunfall und seine Großmutter am selben Tag. Die Mutter zieht ihn groß, erkennt und fördert früh das sportliche Talent ihres Sohns. "Sie hatte eine Vision für meine Footballkarriere, bevor ich überhaupt dran gedacht habe", schrieb er 2016 in einem offenen Brief. Inzwischen können selbst die besten Verteidiger Jackson nur mit großer Mühe bremsen. Vor seiner zweiten NFL-Saison arbeitete er an seinen Pässen - mit Erfolg: Jackson warf im Grunddurchgang 36 Touchdowns (Bestwert der Liga) und erlaubte sich dabei nur sechs Würfe, die die gegnerische Verteidigung abfing. Sein besonderes Talent ist aber, dass er kaum zu stoppen ist, wenn er den Football selbst trägt. Mit 1206 erlaufenen Yards erzielte Jackson in dieser Saison einen Quarterback-Rekord für die NFL-Geschichte. Zum Vergleich: Altmeister Tom Brady vom bereits entthronten Titelverteidiger New England Patriots lief - auch aufgrund seines anderen Spielstils - in 20 Jahren für ganze 1037 Yards.

Dieses besondere Talent sorgte aber früh für Zweifel an Jackson als Spielmacher. Er kam als College-Phänomen in die NFL, wurde jedoch von fragenden Wortmeldungen begleitet, ob er aufgrund seiner Schnelligkeit nicht besser als Ballfänger oder Läufer geeignet wäre. Nachdem er das erste Mal fünf Touchdowns in einem NFL-Spiel geworfen hatte, kommentierte Jackson dies deshalb mit Sarkasmus: "Nicht schlecht für einen Running Back."