Der Coronavirus-Ausbruch hat auch den Kalender der Beachvolleyball-World-Tour kräftig durcheinandergebracht. Nach der Absage von zwei Turnieren in China und einem in der Vorwoche im Iran findet jenes ab Montag in Doha zwar statt, Auswirkungen gibt es dennoch. So müssten etwa teilnehmende Teams aus Italien, China und dem Iran in eine zweiwöchige Quarantäne, was ihre Teilnahme unmöglich macht.
Der österreichische Routinier Clemens Doppler kann gewisse Vorkehrungen nachvollziehen, verfällt aber nicht in Panik. "Ich habe keine Angst. Dadurch, dass ich seit 20 Jahren in der Weltgeschichte herumfliege, besteht immer die Möglichkeit, dass ich mich irgendwo anstecke. Ich halte nichts von Panikmache, aber ich verstehe, dass man die Pandemie eindämmen will", meinte Doppler vor der Abreise nach Katar zur Austria Presse Agentur.
Der Familienvater spricht wegen der Einreise-Erschwernisse für die Teams aus Italien oder China von "Wettbewerbsverzerrung" im laufenden Olympia-Qualifikationsprozess. Für ihn und Partner Alexander Horst ist ein Ticket für die Sommerspiele über das World-Tour-Ranking aufgrund zu schwacher Vorjahresergebnisse und der bisherigen Turnierabsagen aber ohnehin nicht mehr realistisch. "Wir wollten mehr Turniere spielen, jetzt gibt es vier Vierstern-Events weniger, von denen wir jedes einzelne gebraucht hätten wie einen Bissen Brot. So haben wir keine Chance mehr, da brauchen wir uns nichts vormachen", bedauerte Doppler.
Im Nachhinein räche sich außerdem, dass man die beiden letzten größeren Turniere des Vorjahres ausgelassen habe, um sich in Ruhe und intensiver auf die Olympiasaison vorbereiten zu können. Neben den drei Absagen findet aus finanziellen Gründen auch das Singapur-Turnier im April nicht statt.
Seidl/Waller fühlen sich gerüstet
Wie Doppler/Horst liegen mit den WM-Achtelfinalisten Robin Seidl/Philipp Waller und den EM-Dritten Martin Ermacora/Moritz Pristauz derzeit auch die anderen ÖVV-Topteams im Olympiaranking außerhalb der Qualifikationsränge. Dementsprechend gefordert sich auch diese beiden Duos. "Vor der Saison mit zwölf geplanten Turnieren habe ich gesagt, wir brauchen fünf gute Ergebnisse. Jetzt sind es nur noch neun, und wir brauchen auch fünf. Aber ich bin immer noch sehr positiv und denke, dass wir das schaffen können", meinte Seidl zur Ausgangslage. Sie seien unter acht Teams, die für noch vier Plätze infrage kommen.
Seidl fühlt sich jedenfalls bestens gerüstet für die neue Saison, der verspätete Start und die Unsicherheiten wegen der Coronavirus-Krise seien aber unangenehm. "Angst habe ich keine, aber die Absagen machen es schwer, man hat doch Olympia im Auge, will Vollgas geben. Momentan ist es nicht leicht, den Fokus aufrecht zu halten." Die Ex-Vizeweltmeister Doppler/Horst sind nach mehr Trainingswochen als eigentlich vorgesehen ebenfalls voller Tatendrang. "Die Vorbereitung war sehr gut, und sie war lange. Körperlich sind wir echt gut drauf", bekräftigte Doppler, der mit Horst wie Seidl/Waller in Doha Qualifikation spielen muss. Ermacora/Pristauz könnten noch automatisch ins Hauptfeld rutschen.
Eine zweite Chance
Neben dem World-Tour-Ranking gibt es mit dem Kontinentalcup noch eine zweite Olympia-Chance. Hierbei vertritt ein Herren-Duo Österreich im Mai beim Heimturnier in Baden, die besten fünf Nationen qualifizieren sich für das Final-Event im Juni. Nur der Sieger dieses Turniers löst schließlich ein Olympia-Ticket. 2012 hatten es Doppler/Horst über diese Schiene zu Olympia geschafft, 2016 Seidl/Alexander Huber. Die nächsten größeren Turniere nach Doha sind an der australischen Gold Coast (17.-22. März) und in Cancun (Mex/24.-29.3.) geplant. Mit dem Major in Wien steht heuer auch noch nach Olympia ein Saisonhöhepunkt auf dem Programm - wenn der Kalender nicht noch einmal durcheinandergewirbelt wird. (apa)