Wohin mit den Kindern? Wie fit halten, wenn rundherum nichts mehr so ist wie bisher? Es ist nur ein scheinbarer Widerspruch, dass angesichts der Lage Themen wie Gesundheitsvorsorge anderes verdrängen – dass genau dieses andere aber in den Gedanken an einen realen Alltag immer mehr an Wert gewinnt. Ein Zusammenbruch des bisher bekannten (Breiten-)Sportbereichs etwa über die Zeit der Coronavirus-Krise hinaus wäre – auch in Hinsicht Gesellschaftspolitik, Gesundheitspolitik und damit Volkswirtschaft – ein enormer Schaden, warnen Vertreter des Sports seit Wochen.

Denn während die großen Sportligen und -organisationen zwar ebenfalls besorgt sind ob der drohenden Einnahmenseinbußen, gibt es genügend Möglichkeiten, wie sie sich mittel- und längerfristig erholen können. Für die für die Breite relevanten kleineren Sportvereine gab es diese bisher kaum. Hans Niessl, Präsident der Bundessportorganisation Sport Austria, hatte daher schon bei Ausbruch der Epidemie in Österreich vor einem Kollaps gewarnt. Am Freitag einigte man sich zumindest auf ein Modell, das – zumindest vorübergehend – als Rettungsanker dienen könnte. Denn ab sofort steht auch Österreichs rund 15.000 Sportvereinen die Möglichkeit der "Corona-Kurzarbeit" offen. Darauf hat sich Sport Austria mit den Sozialpartnern verständigt.

Bisher konnten die Kurzarbeit nämlich nur Klubs der Fußball-Bundesliga in Anspruch nehmen, wozu ausdrücklich auch die Gewerkschaft der Fußballer VdF geraten hatte. Die nunmehrige Entscheidung sei daher "immens wichtig für den rot-weiß-roten Sport", betonte Niessl in einer Aussendung.

"Benötigen Kraftpaket"

Das Thema Kurzarbeit war einer der Hauptpunkte der Sport Austria-Taskforce-Telefonkonferenz, die am Donnerstag erstmals tagte. Gemeinsam mit Vertretern der Dach- und Fachverbände wurden dabei die entstandenen beziehungsweise entstehenden massiven Schäden für Vereine und Verbände durch die Corona-Krise diskutiert und Wege aus dieser gesucht. Bei der Konferenz war auch das Sportministerium vertreten. Aufgrund ihrer Kollektivvertragszugehörigkeit war die Kurzarbeit im Bereich der ersten und zweiten Bundesliga rechtlich unumstritten. Anderes galt aber für die zahlreichen Klubs im Unterhaus beziehungsweise aus anderen Sportarten. "Es freut mich, dass wir dafür die Zusage erhalten haben. Hier geht es um Tausende Existenzen im Spitzen- wie im Breitensport", betonte Niessl.

Neben der Kurzarbeit war auch die Dokumentation der finanziellen Ausfälle Thema. Diese sollen nun "transparent belegt" werden, man werde einheitliche Kriterien ausarbeiten, gemäß derer die Vereine und Verbände in der Folge dann ihre erlittenen Schäden dokumentieren sollen. Diese Zusammenstellung soll schließlich als "Grundlage für Gespräche mit den Regierungsverantwortlichen über die Ausfallszahlungen" dienen.

Niessl wies auf die "massiven Engpässe bei Zahlungsverpflichtungen" hin, die durch die Absagen von Sportveranstaltungen entstehen. "Man darf dabei auch nicht vergessen, dass Vereine dem Gemeinnützigkeitsgesetz unterliegen, also auch gar keine Rücklagen für solche Fälle bilden können beziehungsweise dürfen. Deshalb benötigen wir ein Kraftpaket, das sicherstellt, dass der Sport nach der Corona-Krise wieder durchstarten und auch seine so wichtigen Leistungen im Breiten- und Gesundheitssport erbringen kann." (art/apa)