Tennisplätze landauf, landab sind weitgehend hergerichtet, die Bunkerrechen auf den Golfanlagen entfernt, und auch die Schulpferde in diversen Reitställen durchgefüttert - im wahrsten Sinne des Wortes. Doch während Österreichs Hobbysportler sich auf die erste Etappe der Öffnung des Breitensports freuen, die am Freitag mit dem Ende des Betretungsverbots für Anlagen, bei denen Sport im Freien, einzeln oder in kleinen Gruppen, jedenfalls aber ohne körperlichen Kontakt ausgeübt werden kann, beginnt, sind die Unsicherheiten nach wie vor groß. Schließlich gilt es nicht nur Pferde und Babyelefanten durchzufüttern, sondern nachhaltig die Existenzgrundlage des heimischen Sports zu sichern. Denn von jenen 100 Millionen Euro, die Sport Austria, als - vormals - Bundessportorganisation die Interessensvertretung des organisierten Sports in Österreich, am Anfang der Krise per Soforthilfefonds gefordert hatte - wobei sie durchaus auf offene Ohren bei Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) gestoßen sei, wie ihr Präsident Hans Niessl sagt -, sei bisher nichts geflossen, betonte Niessl am Mittwoch. Bei aller Freude über die langsame und schrittweise Wiederaufnahme des Sportbetriebs stelle sich daher bei vielen Vereinen die Frage, ob sich der Aufwand überhaupt lohne.

"Wir wollen keinen einzigen der 2,1 Millionen Menschen, die in den heimischen Sportvereinen registriert sind, verlieren", sagt Niessl. "Aber wir wollen auch keinen der 15.000 Vereine verlieren." Bei großteils ehrenamtlichen Funktionären, die bei gemeinnützigen Vereinen oftmals mit ihrem Privatvermögen haften würden, sei genau diese Gefahr aber gegeben. Vieles sei in den vergangenen Wochen in Zusammenarbeit mit dem Ministerium bereits weitergegangen, das Kurzarbeitsmodell, das auch auf Amateurklubs ausgeweitet wurde, sei eine Hilfe, die Regelung, wonach Trainer Entschädigungszahlungen auch für die Zeit erhalten, in der sie nicht tätig sein können, eine andere. Jetzt gehe es aber einerseits um Bares für die Vereine, andererseits um Planungssicherheit. "Viele Vereine haben nur eine Veranstaltung im Jahr, mit deren Reingewinn sie die Kosten abdecken und Nachwuchstrainings organisieren können. Wenn die wegfällt, können sie zusperren", sagt Peter McDonald, der Präsident der Sportunion.


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"Die 100 Millionen Euro werden auch nicht ausreichen. Aber die müssen wenigstens sofort fließen."

Sport-Austria-Präsident Hans Niessl

Es gebe bereits Erhebungen, wonach es für die gemeinnützigen Vereine bereits Einnahmenausfälle von 150 bis 200 Millionen gibt, betont der frühere ÖVP-Politiker. Die 100 Millionen, die Sport Austria gefordert hat, werden daher nicht ausreichen, ist sich auch Niessl, der ehemalige burgenländische SPÖ-Landeshauptmann, bewusst. "Aber die müssen zumindest sofort fließen."

Ziel sei es, dafür einen eigenen Soforthilfefonds für den Sport zu bekommen und nicht etwa als Teil des allgemeinen Härtefonds behandelt zu werden. "Da passen wir nicht hinein, und der bürokratische Aufwand ist zu groß", so die einhellige Meinung. Dass diese in Zeiten, in denen Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit in schwindelerregende Höhen gestiegen sind, möglicherweise nicht gesellschaftsfähig sein könnte, lassen die Vertreter des Sports nicht gelten. Zum einen schließen die einen Probleme die anderen nicht aus, sondern könnten existenzielle Sorgen des Einzelnen etwa bei ehrenamtlichen Funktionären noch verstärken; zum anderen berge auch Bewegungsarmut Gefahren für die physische wie psychische Gesundheit - und letztlich auch für die Wirtschaft.

Um eben diesen Risiken - gerade in Corona-Zeiten - vorzubeugen, bedürfe es aber mehr als nur finanzieller Hilfen. Vielmehr erneuerten die Verbandsvertreter ihre Kritik an Bildungsminister Heinz Faßmann, der in seiner ersten Präsentation des Fahrplans für die Schulöffnungen den Turnunterricht als "virologisch bedenklich" eingeordnet und vorerst ausgeschlossen hatte. Nach einem Aufschrei der Dachverbände hatte Kogler klargestellt, dass Bewegungseinheiten in Freien selbstverständlich möglich seien.

"Es ist offenbar egal, was sämtliche internationale Experten sagen. Wir wissen es ja besser."

Askö-Präsident Hermann Krist

Allerdings ergeben sich auch hier bei einem komprimierten Stundenplan nicht nur schulische, sondern auch rechtliche Schwierigkeiten, die noch einer Abklärung harren. Denn viele dieser Bewegungseinheiten werden von externen Trainern und Bewegungscoaches abgehalten, die Vereine und Verbände bereitstellen. Externe Angebote sollen allerdings explizit nicht angenommen werden, heißt es in den Vorgaben des Bildungsministeriums, das von Hermann Krist, dem Präsidenten der Askö, scharf angegriffen wird. "Es ist offenbar egal, was alle internationalen Experten über die Bedeutung von Bewegung sagen. Wir wissen es ja besser", meint er süffisant.

Immerhin ist diese nun in einigen Vereinen wieder möglich, wenn auch eingeschränkt. Kogler hatte bereits in Aussicht gestellt, dass ab 15. Mai weitere Sportstätten im Freien dazukommen, ab 29. Mai - "das ist das Zieldatum" - soll hobbymäßiges Training dann auch in Hallen unter Einhaltung aller Regeln wieder möglich sein. Und damit wäre dann tatsächlich ein Schritt zurück zur Normalität getan: Der Sport befände sich plötzlich wieder in der früher vielbeklagten Konkurrenzsituation zu anderen Freizeitaktivitäten. Schließlich ist das auch jenes Datum, an dem Freibäder ihre Tore öffnen dürfen.