Zwischen rauchenden Reifen und stinkenden Abgasen fand 1950 im englischen Silverstone - damals noch am Samstag, um die Sonntagsruhe des englischen Königs zu wahren - das erste Formel-1-WM-Rennen der Geschichte statt. Viele Teams aus der damaligen Zeit findet man heute nicht mehr in der Königsklasse, auch das älteste Team des Formel-1-Zirkus - Ferrari - stellte an diesem bedeutungsschweren Samstag für die Formel 1 keinen Fahrer, da dem Team das Antrittsgeld zu niedrig war. Die Scuderia, welche erst im zweiten Rennen der Saison um den Kampf um den WM-Titel einstieg und auch damals schon unter diesem Namen unterwegs war, ist bis heute Programm in der Königsklasse.

Goldschmiede Ferrari

Die italienische Scuderia wurde zur Talentschmiede und daher der Bedeutung ihres Namens Ferrari, zu Deutsch Schmied, mehr als gerecht. Mit dem fünffachem Weltmeister Juan Manuel Fangio, Formel-1-Kultstar Niki Lauda und Michael Schumacher fuhren einige der größten Namen im Motorsport für Ferrari. Die Scuderia ist mit über 200 Grand-Prix-Erfolgen, 15 Fahrer- und 16 Konstrukteurs-Weltmeisterschafen gar der erfolgreichste Rennstall überhaupt. Von einem Weltmeistertitel dürfen die Italiener heute nur träumen: Dreizehn Jahre wartet Ferrari schon. Mit Sebastian Vettel versuchte die Scuderia, den nächsten Coup zu schmieden, nach fünf Jahren mehr oder minder erfolgreicher Zusammenarbeit wurde jedoch auch dieses Unterfangen auf Eis gelegt. Wo die Reise des Deutschen in Zukunft hinführt, ist noch unklar, die Gerüchte verdichten sich, dass er zu Racing Point wechseln könnte. Doch eines ist gewiss: Um für ein anderes Team überhaupt attraktiv zu werden, muss er Leistung zeigen. Wo wir beim zentralen Problem von Ferrari in der heurigen Saison wären: Unvorhersehbare Höhen- und Tiefflüge und dabei vor allem der Unterschied zwischen den Boliden von Sebastian Vettel und Charles Leclerc. Der Monegasse scheint mit seinem Fahrzeug weitaus besser zurechtzukommen als sein Teamkollege, konnte er sich in der seit Juli wieder aufgenommenen Saison doch bereits in Spielberg als Zweiter und vergangenes Wochenende in Silverstone als Dritter platzieren.

Hoffnung auf Regeländerung

Für Ferrari, das bis 2022 mit Leclerc als neues Zugpferd auf die Zukunft setzt, sind diese Ergebnisse Freudenerlebnisse in einer von Tiefpunkten geprägten Saison. Doch auch der Jungspund im Team weiß: "Wir erleben einen extrem komplexen Moment. Im vergangenen Jahr hätten wir die Chance gehabt, häufiger zu gewinnen. Ich habe einige Fehler gemacht, aus denen ich jedoch gelernt habe. In dieser Saison ist es viel schwieriger, auch nur einige Rennen zu gewinnen." Bei den Roten hofft man auf eine Regeländerung 2022. "Das wird eine große Chance für uns sein. Wir müssen arbeiten, um 2022 die Situation zu ändern und eine neue Erfolgsphase zu starten", beteuert Leclerc. Und wer weiß? Vielleicht gelingt der Scuderia schon diesen Sonntag (15.10 Uhr) in Silverstone ein Schritt in die richtige Richtung. Dann könnten zum 70. Geburtstag der Königsklasse für Ferrari am Sonntag statt Fetzen sogar Konfetti regnen.