Es war eine würdige Premiere und zugleich ein Schlussakt: Der 23-jährige Andrej Rublew kürte sich zum ersten russischen Sieger der Erste-Bank-Open in Wien, und sein 6:4, 6:4-Finalerfolg über Lorenzo Sonego war zugleich das vorerst letzte Sportspiel, das Zuschauer auf den Rängen miterleben durften. Denn ab Dienstag gelten aufgrund des neuerlichen Lockdowns neue Einschränkungen im Sport: Profi-Veranstaltungen dürfen nur noch ohne Zuschauer stattfinden, Amateur-Events gar nicht mehr.

Die Elite des Landes darf weiter trainieren und Wettbewerbe bestreiten. Amateur-, Nachwuchs- und Breitensportler indessen können nur noch individuell und unter Einhaltung der Abstandsregeln sporteln, das Kickerl mit Freunden ist untersagt. In der Fußball-Bundesliga rollt der Ball weiter, auch das Damen-Tennisturnier in Linz und der alpine Skiweltcup in Lech/Zürs sollen stattfinden.

Die Fußball-Bundesliga kann auch ohne Stadionzuschauer dank des Profiligen-Förderprogramms der Regierung vorerst leben. Liga-Vorstand Christian Ebenbauer baut im Gespräch mit der Austria-Presse-Agentur auf die Präventionskonzepte. "Solange der Spielbetrieb behördlich erlaubt ist und solange die von den Klubs beschlossenen Spieler auch zur Verfügung stehen, ist es für mich außer Zweifel, dass die Spiele auch stattfinden werden."

Freilich ist gerade bei Red Bull Salzburg die Stimmung vor dem Champions-League-Schlager am Dienstag gegen den FC Bayern München ob der Geisterkulisse getrübt. "Das ist für den Fußball schlecht, das ist für den Sport schlecht, das ist finanziell schlecht, das ist für die Mannschaft schlecht", sagte Geschäftsführer Stephan Reiter zu Sky. Noch schwieriger als für den Profifußball wird es ohne Zuschauereinnahmen für Eishockey und andere Ballsportarten, die teilweise zudem auch schon mit zahlreichen Spielverschiebungen wegen vermehrten Corona-Fällen kämpfen.

"Vereinssport ausgebremst"

Für Spitzensportveranstaltungen gibt es laut neuer Verordnung nun eine Teilnehmerbeschränkung, in Hallen dürfen es bis zu 100 und im Freiluftbereich bis zu 200 Sportler sein. Diese Limitierung stellt für keine im November in Österreich geplante Veranstaltung ein Problem dar. Das am 7. November mit der Qualifikation beginnende Upper Austria Ladies, das einzige WTA-Tennisturnier Österreichs, das auch weltweit das letzte heuer sein wird, soll stattfinden. Die Veranstaltung werde natürlich einen Verlust bringen, das rote Licht für die Zuschauer koste Geld, sagt Turnierdirektorin Sandra Reichel.

In Vorarlberg indessen hat man für die Weltcup-Parallel-Riesentorläufe für Damen und Herren am 13./14. November wie schon beim Weltcup-Auftakt in Sölden ohnehin ohne Zuschauer geplant. Skiverbandspräsident Peter Schröcksnadel kritisiert die in Kraft tretenden Maßnahmen. Er sorgt sich um den Vereinssport in allen Sparten. "Man sperrt den Vereinssport zu. Damit nimmt man den Kindern und den Funktionären die Freude, da gehen ganze Jahrgänge verloren", sagt der ÖSV-Chef zur APA. "Das ist für mich völlig unverständlich. Das kann man nur machen, wenn man dem Sport nicht nahesteht. Das ärgert mich."

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler (Grüne) wandte sich am Sonntag in einem Schreiben an Verbände und Vereine, er erklärte, dass neben den bundesweiten Ligen im Mannschaftssport und dem Individualsport auf nationalem und internationalem Niveau "auch der so wichtige Nachwuchs-Spitzensport von der entsprechenden Ausnahmeregel umfasst" sei. Hans Niessl, der Präsident von Sport Austria-Präsident, spricht von einer "Ausbremsung" des Vereinssports und weist erneut darauf hin, dass es im Sport dank guter Konzepte zu keinen problembehafteten Clusterbildungen gekommen sei. Er fordert die Umsetzung eines sechs Punkte umfassenden Paketes. Dieses beinhaltet unter anderem eine Fortsetzung der Vereinsunterstützung, Entschädigung für Einnahmenausfälle, die Übernahme der Kosten für Corona-Tests sowie das Wieder-Hochfahren des Sportbetriebes nach einem strukturierten und vorhersehbaren Plan mit entsprechenden Perspektiven. Sportminister Werner Kogler (Grüne) versicherte, er werde alles tun, damit die Hilfs-Fonds für den Sport ausgebaut werden.(art/apa)