Die topgesetzte Polin Iga Swiatek hat am Samstag ihre klare Favoritenrolle bei den mit 43,6 Mio. Euro dotierten French Open in Paris bestätigt. Die seit Dienstag 21-jährige Polin ließ der 18-jährigen US-Amerikanerin Cori Gauff in deren erstem Major-Endspiel keine Chance und siegte nach 68 Minuten klar mit 6:1,6:3. Für Swiatek ist es der insgesamt zweite Grand-Slam- und French-Open-Titel nach 2020. Sie kassiert dafür brutto 2,2 Mio. Euro Preisgeld, Gauff erhält die Hälfte.

Den Turniersieg im Herren-Doppel holten Marcelo Arevalo (El Salvador) und Jean-Julien Rojer (Niederlande). Sie besiegten den Kroaten Ivan Dodig und den US-Amerikaner Austin Krajicek 6:7(4),7:6(5),6:3. Im Herren-Einzel steigt am Sonntag ab 15 Uhr das Finalspiel zwischen dem Spanier Rafael Nadal, der aktuellen Nummer fünf der Weltrangnliste, und dem Norweger Casper Ruud. 

Swiatek verlängerte damit ihre bereits seit Februar bestehende Serie auf 35 Siege in Folge. Nur zwei Spielerinnen haben seit 1990 mehr Siege en suite gefeiert: Martina Hingis (1997) mit 37 und Monica Seles (1990) mit 36 Erfolgen. Für Swiatek war es nach Doha, Indian Wells, Miami, Stuttgart und Rom schon der insgesamt sechste Titel in dieser Saison. Im Ranking setzt sie sich damit meilenweit von ihren Verfolgerinnen ab. Sie liegt ab Montag mit fast doppelt so vielen Punkten vor Anett Kontaveit (EST) einzementiert auf Platz eins.

Swiatek wandte sich bei ihrer Siegesansprache zunächst an ihre zuvor in Tränen aufgelöste Gegnerin. "Du machst einen tollen Job und verbesserst dich jedes Monat. In deinem Alter wusste ich noch nicht, was ich tun sollte", meinte die Polin. Swiatek machte danach auf ihren ersten, damals völlig unerwarteten French-Open-Sieg 2020 aufmerksam. "Dieses Jahr habe ich hart gearbeitet, der Druck war sehr groß, danke an euch alle für das Anfeuern", sagte sie in Richtung Publikum und damit auch an den extra eingeflogenen Bayern-Star und Weltfußballer Robert Lewandowski.

Swiatek schloss mit einer von langem Applaus begleiteten politischen Botschaft: "Ukraine bleibt stark." Danach fügte sie hinzu, dass sie schon bei ihrer ersten Siegeransprache im vergangenen Februar in Doha über das Thema gesprochen habe. Sie habe immer noch Hoffnung, dass der Angriffskrieg von Russland in der Ukraine bald vorüber ist.

Gauff, die nun im Ranking auf Platz 13 klettern wird, gratulierte ihrer Bezwingerin. "Was du in den vergangenen Monaten geleistet hast, ist unglaublich und du hast es dir verdient."

Unwiderstehliche Aggressivität

Das Match hatte ganz nach dem Geschmack von Swiatek, die Gauff gleich im Auftakt-Game den Aufschlag abnahm, begonnen. Auch das zweite Service musste Gauff zum 0:3 abgeben, womit schnell die Weichen in Richtung Satzverlust gestellt waren. Mit dem Doppelbreak im Rücken war die Polin nicht mehr antastbar für die ohne Satzverlust ins Endspiel gekommene Gauff. Letztere musste dann nach 32 Minuten zum dritten Mal ihren Aufschlag zum 1:6 abgeben.

Die jüngste Grand-Slam-Finalistin seit Maria Scharapowa 2004 in Wimbledon erholte sich vom verlorenen Satz aber rasch und startete ihrerseits mit ihrem ersten Break gegen Swiatek in den zweiten Durchgang. Sie erhöhte danach auf 2:0. Doch es war nur ein kurzes Aufbäumen, ehe Swiatek wieder zu ihrer unwiderstehlichen Aggressivität zurückkehrte. Nach 56 Minuten hatte die Nummer eins der Welt aus dem 0:2 ein 4:2 gemacht. Nur zwölf Minuten später hatte sie ihre zweite Trophäe in Roland Garros sicher.

Nadal will gegen Ruud seine 14. French Open gewinnen

Im Finale der Herren am Sonntag ist Ruud klarer Außenseiter, hat doch Nadal bisher 13 Einzelfinali in Roland Garros bestritten - und alle gewinnen. Es wäre also sein 14. Titel in Paris. Überhaupt haben erst zwei Spieler Nadal bei den French Open besiegt: Der nun selbst von Nadal im Viertelfinale entthronte Titelverteidiger Novak Djokovic schaffte es zweimal, und dem Schweden Robin Söderling gelang es 2009 im Achtelfinale. Dazu kam eine w.o.-Niederlage Nadals in der dritten Runde 2016 gegen seinen Landsmann Marcel Granollers.

Den heurigen Finaleinzug hat Nadal selbst einer Aufgabe zu verdanken: Der Deutsche Olympiasieger Alexander Zverev verletzte sich mitten im Halbfinale am rechten Fuß. "Nach den ersten ärztlichen Untersuchungen sieht es so aus, als hätte ich mir mehrere Seitenbänder im rechten Fuß gerissen", teilte Zverev am Samstag via Instagram mit. Er will noch ein paar Ärzte in Deutschlad konsultieren. Sein Bruder und Manager Mischa Zverev meint, es sehe nicht so gut aus. Es bestehe aber noch die Hoffnung, dass nichts gebrochen sei, so der Ex-Profi.