Novak Djokovic hat auf dem Weg zu seinem zehnten Triumph bei den Australian Open nur noch eine Hürde vor sich. Der serbische Tennisstar zog am Freitag mit einem 7:5, 6:1, 6:2-Erfolg gegen den US-Amerikaner Tommy Paul ins Endspiel ein. Dort hat der 21-fache Grand-Slam-Champion am Sonntag (6 Uhr MEZ) gegen Stefanos Tsitsipas eine beeindruckende Serie zu verteidigen, hat er doch seine bisherigen neun Finale im Melbourne Park alle gewonnen. Tsitsipas besiegte Karen Chatschanow mit 7:6, 6:4, 6:7, 6:3. Bei den Damen lautet das Endspiel am Samstag (9.30 Uhr/beide Spiele auf Servus-TV) Jelena Rybakina gegen Aryna Sabalenka.
2008, 2011, 2012, 2013, 2015, 2016, 2019, 2020 und 2021 gab es im Melbourne Park immer das gleiche Siegergesicht. Die Serie von drei Triumphen in Folge war vergangenes Jahr nur deshalb zu Ende gegangen, da Djokovic aufgrund seiner fehlenden Covid-19-Impfung samt verweigerter Einreise am Turnier nicht teilnehmen hatte dürfen. Der Sieg gegen den 25-jährigen Paul war für Djokovic der 27. Matchsieg in Folge im Melbourne Park, womit er nun alleiniger Rekordhalter vor dem US-Amerikaner Andre Agassi ist. Gegen Tsitsipas geht es nicht nur darum, diese imposante Serie auszubauen, übernimmt der Sieger doch die Führung in der Weltrangliste. Für Djokovic wäre dies nichts Neues, er würde erstmals seit Juni 2022 wieder als Branchenprimus fungieren. "Natürlich ist das ein Ansporn. Ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen und die Nummer eins zu werden, sind vielleicht die coolsten Sachen, die man zu einem Zeitpunkt erreichen kann", sagt Djokovic.

Tsitsipas, der seinen ersten Grand-Slam-Titel anpeilt, war noch nie besser als Dritter, eine Position, die er bei einer Finalniederlage wieder einnehmen würde. "Das sind die Momente, für die ich so hart gearbeitet habe. Es ist toll, nicht nur um einen Titel zu spielen, sondern auch die Möglichkeit zu haben, im Ranking einer ganzen Sportart ganz oben zu stehen", verlautet der Grieche. Für den mit 24 Jahren und 170 Tagen jüngsten männlichen Finalisten in Melbourne seit zwölf Jahren bietet sich auch die Chance zur späten Revanche. 2021 bei den French Open hatte er in seinem bisher einzigen Major-Endspiel gegen Djokovic nach Zwei-Satz-Vorsprung mit 7:6, 6:2, 3:6, 2:6, 4:6 den Kürzeren gezogen. In direkten Duellen hat Djokovic mit 10:2 klar die Nase vorne, die jüngsten neun Partien konnte er gewinnen, darunter vier Finale.
Tsitsipas erfüllt
sich einen Traum
Allerdings darf auch Tsitsipas mit viel Selbstvertrauen in das Duell gehen. Für ihn waren aller guten Dinge nicht drei, sondern vier. Nach verlorenen Semifinal-Spielen gegen Rafael Nadal (2019) sowie Daniil Medwedew (2021, 2022) zog er im vierten Anlauf zum ersten Mal ins Endspiel des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres ein. Chatschanow bleibt damit eine Art Lieblingsgegner des (Noch-)Weltranglistenvierten, der auch nach dem sechsten direkten Duell eine weiße Weste hat. Die beiden Akteure präsentierten sich im ersten Satz auf Augenhöhe. Tsitsipas legte zum 3:1 und 5:3 zweimal ein Break vor, der Russe konnte aber immer postwendend antworten. Dadurch musste die Entscheidung im Tiebreak fallen, wo Chatschanow zu viele unerzwungene Fehler unterliefen.
Auch der zweite Durchgang war lange ausgeglichen, ehe Tsitsipas mit dem einzigen Break auf 5:4 stellte und danach zu Null ausservierte. Im dritten Satz zeigte Chatschanow Kämpferqualitäten, nutzte da seine erste Breakchance zum 5:5 dank eines Smash von Tsitsipas ins Out und kämpfte sich ins Tiebreak, wo er mit mutigem Spiel zwei Matchbälle abwehren und dann seinen ersten Satzball verwerten konnte. Für die Wende reichte das nicht, da sich Tsitsipas vom zweiten Satzverlust im Turnier nicht beirren ließ und das Match nach 3:21 Stunden mit seinem vierten Matchball beendete.
"Ich habe vor Jahren Marcos Baghdatis hier im Finale spielen sehen und davon geträumt, es auch zu schaffen. Ich bin extrem glücklich, dass ich jetzt im Endspiel bin", so Tsitsipas, der das Publikum klar auf seiner Seite hatte. Er will es besser machen als der Zypriote Baghdatis 2006, der Roger Federer in vier Sätzen unterlegen war. Chatschanow verlor wie bei den US Open 2022 in der Vorschlussrunde und verpasste sein erstes Major-Finale, wird aber in der Weltrangliste auf Position 13 vorstoßen.