Das Streben nach Rekorden ist dem Sport bekanntlich immanent, doch diese purzeln nicht nur auf dem Feld, sondern auch abseits davon. Ein neuerlicher steht nun unmittelbar bevor: In wenigen Tagen, so berichten es US-Medien, soll der Verkauf des NFL-Teams Washington Commanders um sechs Milliarden Dollar über die Bühne gebracht werden. Zum Vergleich: Die bisher höchste Summe, die für ein Sportteam bisher hingeblättert worden war, waren die 4,65 Milliarden Dollar, für die die Denver Broncos - ebenfalls eine Mannschaft aus der National Football League - im Vorjahr den Besitzer wechselten. Der Verkauf des Basketball-Teams Brooklyn Nets 2019 hatte noch 3,2 Milliarden Dollar eingebracht.
Im Fall der Commanders, früher als Washington Redskins bekannt, ehe der Name wegen rassistischer Konnotationen als nicht mehr zeitgemäß und die Zwischendurch-Bezeichnung Washington Football Team als doch ein bisschen arg langweilig empfunden worden war, soll es sich bei den Eigentümern in spe um eine Investorengruppe handeln, zu der auch Basketball-Ikone Earvin "Magic" Johnson gehört. Offizielle Bestätigungen standen am Freitag freilich noch aus.
Der bisherige Eigentümer, Dan Snyder, hatte das Team aus der Bundeshauptstadt 1990 für 800 Millionen Dollar gekauft. Das nunmehrige Konsortium wird den Berichten zufolge von Josh Harris und Mitchell Rales angeführt. Harris, der auch Miteigentümer des Basketball-Teams Philadelphia 76ers und des Eishockey-Klubs New Jersey Devils ist, würde bei einem erfolgreichen Abschluss zum Multisport-Eigner werden und an Teams in drei der vier großen US-Sportligen beteiligt sein. Er ist zudem Gesellschafter des Fußball-Premier-League-Vereins Crystal Palace. Snyder indessen war unter Druck geraten, nachdem die NFL und der US-Kongress die Arbeitsplatzkultur bei den Commanders und mögliche finanzielle Unregelmäßigkeiten untersucht hatten. 2021 verhängte die NFL eine Geldstrafe in Höhe von 10 Millionen Dollar, nachdem ein unabhängiger Rechtsbeistand festgestellt hatte, dass am Arbeitsplatz ein "allgemeiner Mangel an Respekt" gegenüber Frauen herrschte.
Auch sportlich lief es für die Commanders zuletzt nicht nach Wunsch: Die größten Erfolge, als sie etwa 1991 zum dritten und bis dato letzten Mal die Super Bowl gewannen, liegen lange zurück; zuletzt verpasste man die Play-offs der NFL. Auf den ersten Blick mag es daher überraschen, dass ausgerechnet sie nun zum teuersten Sportteam der Welt aufsteigen dürften, zumal auch der US-Sport unter der Corona-Krise ächzte und die NFL in den vergangenen Jahren nicht unbedingt von Negativ-Schlagzeilen verschont blieb.
Doch die "Forbes"-Liste der wertvollsten Sportmannschaften der Welt, die im Sommer 2022 veröffentlicht wurde, zeigt ein anderes Bild - eines, in dem gerade die NFL all diesen Begleitumständen in erstaunlichem Maß trotzte. In den vergangenen fünf Jahren steigerten die US-Ligen ihren Wert insgesamt massiv, Spitzenreiter ist und bleibt die NFL, die das Gros der Top-50-Teams stellte. Die Washington Commanders freuten sich dabei über eine Wachstumsrate von 81 Prozent. Der Hauptgrund für den Erfolg der NFL liegt für die Wirtschaftsanalysten auf der Hand: "Die einträglichsten Medien-Deals, 112 Milliarden Dollar bis 2032." Sollte also demnächst ein weiteres NFL-Team den Besitzer wechseln, man kann sich sicher sein: Ein Rekord wird selten allein gekommen sein.