Mit einem Schlüsselspiel startet Österreichs Eishockey-Nationalmannschaft am Samstag (11.20 Uhr/ORF 1) in die Weltmeisterschaft in Finnland und Lettland. Die ÖEHV-Auswahl trifft in Tampere auf Frankreich, laut Papierform einer von zwei Konkurrenten im Kampf um den neuerlichen Klassenerhalt in derselben Halle wie im Vorjahr. "Wir haben gute Erinnerungen vom letzten Jahr, aber das zählt nicht mehr. Wir wollen eine eigene Geschichte schreiben", sagte Teamchef Roger Bader.
Das rot-weiß-rote Nationalteam hat seit der erstmaligen Teilnahme an der A-WM 1993 nur zweimal ein Auftaktspiel für sich entschieden: 2004 mit 6:0 in Prag gegen Frankreich und 2015 mit 4:3 nach Penaltyschießen gegen die Schweiz ebenfalls in Prag. Heuer sind die Chancen auf Nummer drei realistisch, wartet doch mit Frankreich ein Gegner, der in Reichweite sein sollte. Es wäre bereits ein großer Schritt Richtung WM 2024 in Tschechien. "Wir nehmen es Spiel für Spiel, aber natürlich würde es viel helfen, wenn wir das erste Spiel gegen Frankreich gewinnen", erklärte Bader.
Die Franzosen haben ihren einzigen aktuellen NHL-Spieler Pierre-Edouard Bellemare (Tampa Bay Lightning) nicht zur Verfügung. Dabei ist der 23-jährige Alexandre Texier, der schon 123 NHL-Spiele absolviert hat, in dieser Saison aber in Zürich für die ZSC Lions spielte. Teamchef Philippe Bozon hat mit Tim und Kevin auch zwei seiner Söhne im Kader.
"Wir kennen Frankreich gut. Die Mannschaft besteht zu 50 Prozent aus Söldnern aus verschiedenen europäischen Ligen, zu 50 Prozent aus Spielern aus der französischen Liga. Sie sind unangenehm zu spielen, haben große Verteidiger. Das wird eine Partie auf Augenhöhe sein. Wir müssen unser bestes Eishockey spielen, dann können wir sie schlagen", so Bader.
Der bisher letzte Sieg gegen Frankreich bei einer WM ist bereits 19 Jahre her - eben in Prag anno 2004; die drei Duelle danach gingen jeweils an Frankreich.
Von Zell/See zur WM
Für einen Teamspieler ist es eine ganz besondere WM: Von der Alps Hockey League zur A-Weltmeisterschaft - Henrik Neubauer lebt gerade seinen Traum. Der 26-jährige Eishockeystürmer der Zeller Eisbären hat überraschend den Sprung in den österreichischen Kader geschafft und steht am ersten WM-Wochenende in Tampere vor zwei besonderen Partien. Der in Schweden aufgewachsene Doppelstaatsbürger könnte am Samstag gegen Frankreich sein WM-Debüt geben und am Sonntag (19.20 Uhr) auf die Stars seines Heimatlands Schweden treffen. Teamchef Roger ist bekannt dafür, dass er auch Spieler auf seiner Liste hat, die nicht Stammspieler in der ICE-Liga sind. Und ihnen eine echte Chance gibt. So erkämpften sich 2019 Raphael Wolf und 2022 Philipp Wimmer einen Platz im WM-Kader. "Ich bin keiner, der die Mannschaft zusammenstellt aufgrund des Status der Spieler. Ich mache eine Entscheidung vom Ist-Zustand. Ich traue mich auch, junge Leute ins kalte Wasser zu werfen und ihnen was zuzutrauen, was teilweise im Klub nicht der Fall ist", erklärte Bader.
Heuer hat Neubauer die Chance genutzt. "Ich hatte ihn immer auf dem Radar. Meiner Meinung nach wurde er in Österreich immer unterschätzt", sagte der Schweizer. Der Anruf des Teamchefs erreichte den Stürmer in Schweden, nachdem er seine Saison praktisch schon beendet hatte. "Ich habe ihm gesagt, du musst vielleicht nach einer Woche wieder nach Hause, aber ich gebe dir die Chance, dich zu zeigen", erzählte Bader. Mit einem Tor und drei Assists in acht Vorbereitungsspielen überzeugte Neubauer, zuletzt in einer Linie mit Lukas Haudum und Manuel Ganahl, den Teamchef. "Es war eine Challenge, eine tolle Challenge. Ich finde, dass ich jede Woche einen Schritt gemacht habe. Ich habe harte Arbeit hinter mir, jetzt gibt es eine tolle Erfahrung bei der WM", ließ der 26-Jährige gegenüber der APA wissen.
Die Vorfreude auf sein Karriere-Highlight ist groß, ganz besonders auf den Sonntag. Neubauer, der im U17-Nationalteam von Schweden gespielt und auch einige Partien in der obersten Liga SHL absolviert hat, kennt einige schwedische Teamspieler aus seiner Zeit im Nachwuchs des Topklubs Färjestad. "Das ist auf jeden Fall eine besondere Partie, aber ich will nicht viel daran denken. Ich muss fokussiert sein auf eine gute Leistung für Österreich", sagte er.