Zu Beginn des Giro dItalia stellte sich nur eine Frage: Primoz Roglic oder Jungstar und Weltmeister Remco Evenepoel? Nach 16 von 21 Etappen der Italien-Rundfahrt liegt nun aber (wieder) ein Profi voran, mit dem vor dem Start die wenigsten gerechnet hätten, vermutlich er selbst auch nicht: Geraint Thomas, 2018 Sieger der Tour de France, der diese Woche allerdings 37 Jahre alt wird.
Am Dienstag musste er sich auf der Etappe hinauf auf den Monte Bondone nur dem Portugiesen Joao Almeida geschlagen geben, dabei hängte er Co-Favorit Roglic um 25 Sekunden ab, obwohl dieser seinen Helfer Sepp Kuss noch an der Seite hatte. Evenepoel hatte das Rennen schon nach der neunten Etappe verlassen müssen, da er - wie zahlreiche Fahrer - an Covid-19 erkrankt war. Unmittelbar zuvor, aber bereits mit leichten Symptomen, hatte er noch das Einzelzeitfahren überlegen gewonnen.
Zahlreiche Ausfälle
Mit dem Ausstieg des belgischen Profis schien die Bahn frei für Roglic, der allerdings bei den nassen Straßen aufgrund des Dauerregens in Italien zweimal schwer stürzte und nach wie vor blessiert und sichtbar nicht ganz fit ist. Auch andere aussichtsreiche Klassement-Fahrer wie Tao Geoghegan Hart hatten das Rennen nach Stürzen beenden müssen. Geoghegan Hart fährt wie Thomas für den Ineos-Rennstall, der zwar die Rollen nach außen hin nicht klar verteilt hatte, aber wohl eher auf den jüngeren der beiden gesetzt hatte. Geoghegan Hart war zudem mit dem Gesamtsieg bei der Tour of the Alps und einem dritten Rang bei Tirreno-Adriatico nach Italien gereist.
Thomas liegt nach der 16. Etappe nun 16 Sekunden vor Almeida und 29 Sekunden vor Roglic. Zwischen diesen drei wird am Ende wohl die Entscheidung fallen, da der viertplatzierte Damiano Caruso, der beste Italiener beim Giro, bereits fast drei Minuten zurückliegt und auch am Dienstag mehr als eine Minute auf Thomas aufriss. Der bisherige Leader, Bruno Armirail aus Frankreich, war in den Bergen wie erwartet chancenlos.
Österreichs Patrick Konrad rollte an der Seite von Armirail ins Ziel. Der Niederösterreicher durfte sich in einer Fluchtgruppe offensiv präsentieren, konnte aber bei der Tempoverschärfung von Almeidas UAE-Emirates-Team 8,5 Kilometer vor dem Ziel nicht mehr mit und landete auf Platz 18 mit 4:24 Minuten Rückstand. Im Gesamtklassement ist Konrad 19. Am Mittwoch steht eine Flachetappe auf dem Programm. (sir)