Wien. (Reuters) Der überraschende Rückzug Roms aus dem Rennen um die Olympischen Spiele 2020 aus ökonomischen Gründen hat das Scheinwerferlicht auf die finanziellen Ressourcen der verbliebenen fünf Kandidatenstädte geworfen. Aserbaidschans Bewerbung mit Baku und Doha in Katar, die ursprünglich nur als mit viel Geld ausgestattete Außenseiter betrachtet worden waren, gewinnen nun an Bedeutung. Die Liste der Kandidaten wird von Tokio, Madrid und Istanbul komplettiert.
"Das IOC wird sich dieses Mal sehr genau die Zahlen ansehen, vor allem jetzt, nach dem Rückzug Roms", sagt ein anonymer Olympia-Berater, der viele Bewerbungen in der Vergangenheit betreut hat, gegenüber Reuters. "Sie werden die Finanzen sehr genau überprüfen und sich überlegen, ob andere Regionen im Moment ökonomisch sinnvoller sind, auch wenn die vor einigen Wochen vielleicht noch als sehr spekulativ gegolten haben."
Nur einen Tag, bevor das Internationale Olympische Komitee den Bewerbern um die Spiele offiziellen Status verliehen hat, hatte der italienische Premierminister Mario Monti erklärt, dass die Regierung aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Lage des Landes die vom IOC geforderten Garantien der Bewerber nicht gewähren könne. "Die Entscheidung muss natürlich respektiert werden, aber meiner Ansicht nach hat die italienische Regierung eine Chance verabsäumt, ein Signal für wirtschaftliches Wachstum zu senden", sagt der Deutsche IOC-Vize-Präsident Thomas Bach.
Kritik von IOC-Vize Bach
"Es ist schade, dass die offensichtlich herausragende Vorbereitung auf die Bewerbung nun hinfällig ist, das Feld der Kandidaten bleibt aber stark", sagt Bach. Das IOC wird seine Entscheidung über die Vergabe der Spiele im September 2013 in Buenos Aires fällen.
Doch es gibt auch andere Stimmen als jene von Bach aus den Reihen des IOC. "Ich glaube, dass es unter diesen Umständen eine sehr weise Entscheidung für Italien war", erklärt der Marketing-Chef des IOC, Gerhard Heiberg. "Das IOC bedauert es, da wir Rom gerne bei den Kandidaten gehabt hätten, aber ich verstehe die Gründe sehr gut." Madrid hat trotz der ebenfalls kritischen Wirtschaftslage in Spanien seine Bewerbung aufrechterhalten. "Ich hoffe, sie bleiben im Rennen", sagt Heiberg.
Doch ganz wohl kann den Spaniern die Angelegenheit nicht sein, schließlich müssen die Bewerber schon einige Jahre vor der Entscheidung über die Ausrichtung der Spiele wasserdichte finanzielle Garantien abgeben. Das wird auch Madrid, das sich zum dritten Mal bewirbt, spüren.