Teutschenthal. Begonnen hat alles als Bubentraum. Matthias Walkner, seit Sonntag erster österreichischer Motocross-Weltmeister seit 27 Jahren, entdeckte seine Leidenschaft für den Motorradsport vor vielen Jahren. Zu einer Zeit, als sein Vorgänger Heinz Kinigadner selbst noch aktiv war und dieser Sport auch in Österreich noch die Massen bewegte, drehte Walkner auf einem Parcours für Kinder im Rahmen eines Weltmeisterschaftslaufs in Schwanenstadt seine Runden. Kurz vor seinem 14. Geburtstag bekam er von seinem Vater, der ihn einst nach Schwanenstadt mitgenommen hatte, seine erste eigene Motocross-Maschine, dem Hausfrieden zuliebe ohne Wissen der Mutter. Und seit Sonntag darf sich der 26-Jährige Motocross-Weltmeister nennen.

"MX1 kann sich über Sponsoren nie ausgehen"

Mit den Rängen drei und zwei beim Saisonfinale im deutschen Teutschenthal sicherte er sich in souveräner Manier den WM-Titel und blieb wie schon über die gesamte Saison im Spitzenfeld. Der Salzburger holte den Titel in der Klasse MX3 für Motorräder mit bis zu 500 Kubikzentimeter Hubraum. Es war Walkners erste Saison in dieser Klasse, die letzten beiden Jahre fuhr er noch in der MX1, der Königsklasse der Motocrosser.

Aus finanziellen Gründen stieg er für diese Saison aber auf die MX3 um. "In der MX1 hat man 10.000 Euro Startgeld pro Saison, zusätzlich gibt es drei bis vier Überseerennen. Für einen Österreicher ist das nicht tragbar. Das kann sich über Sponsorengelder nie ausgehen. Ich musste immer privat Geld in die Hand nehmen, und das wäre einfach nicht mehr gegangen", erzählt Walkner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Der Umstieg hat sich für Walkner aber im Nachhinein gesehen ausgezahlt, mit dem WM-Titel bekommt er jene Medienpräsenz, die er wohl auch mit guten Resultaten in der Königsklasse nie erreicht hätte. Besonderen Anteil am WM-Titel hat auch Ferdinand Hirscher, Walkners Fahrtechnik-Trainer und Vater von Ski-Weltcup-Gesamtsieger Marcel Hirscher, mit dem Walkner eine Freundschaft verbindet. "Er hat mir sehr geholfen", betont Walkner.

Showveranstaltungen kein Thema

Sein Geld verdient er schon seit acht Jahren mit dem Motorradfahren - als Testfahrer beim oberösterreichischen Hersteller KTM, für den er auch die WM bestreitet. KTM dominiert die WM seit Jahren, der Motocross-Rennsport schafft es hierzulande aber dennoch kaum über die Wahrnehmungsgrenze. Gab es früher regelmäßig WM-Läufe in Österreich, fand das bisher letzte Gastspiel vor sieben Jahren in Schwanenstadt statt. Einzig Showveranstaltungen wie das alljährliche "Masters of Dirt" in der Wiener Stadthalle sind heute noch Publikumsrenner. Die von Red Bull vermarktete X-Fighters-Serie funktioniert auf internationaler Ebene nach einem ähnlichen Prinzip.

Doch bei solchen Veranstaltungen wird man Walkner eher nicht sehen, schließlich sind der Rennsport und das Freestyle-Motocross praktisch zwei verschiedene Paar Schuhe. "Das ist eigentlich ganz etwas anderes. Ich habe es zwar noch nie intensiv probiert, aber ich glaube, auf Dauer würde mir das zu langweilig werden. Schließlich springt man doch immer nur über eine Rampe", erklärt Walkner.

Abgesehen davon ist bei den professionellen Freestylern auch das Verletzungsrisiko um einiges höher. Mit einem Kreuzbandriss und einem Schulterbruch kam Walkner bisher aber auch für Rennfahrer-Verhältnisse relativ glimpflich davon. "Ich kenne meine Grenzen sehr gut", sagt er.

Wechsel in die USA denkbar

Richtig viel Geld verdienen ließe sich auf US-amerikanischen Motocross-Strecken. So wechselte etwa der MX2-Weltmeister des vergangenen Jahres, der deutsche Shooting-Star Ken Roczen, vornehmlich zum Geld Verdienen nach Amerika. "Für Motocross-Fahrer sind die USA echt ein Paradies", sagt Walkner. Dort ist alles eine Spur größer, seine bisher drei Renneinsätze haben ihn beeindruckt. "Wenn die Infrastruktur passt", könnte er sich einen Wechsel in die USA auf jeden Fall vorstellen.

Das ist aber noch Zukunftsmusik. Schließlich weiß Walkner noch nicht einmal, in welcher Rennserie er die kommende Saison fährt. Zwar würde er sich als MX3-Weltmeister das Startgeld für die MX1 sparen, das macht aber ohnehin nur einen kleinen Teil aus. "Das kann ich nicht alleine entscheiden. Wir werden uns in Ruhe hinsetzen und schauen, was das Beste ist", kündigt Walkner an. Es geht schließlich um die Fortsetzung des Bubentraums.