Wien. Ging der letzte Kampf unentschieden aus oder nicht? Marcos Nader schüttelt bedächtig den Kopf. "Ich dachte, ich hätte schon gewonnen, und dann hieß es auf einmal Unentschieden. Ganz verstanden habe ich das nicht", sagt er und zuckt mit den Schultern.

Zugegeben, dass er heute, nach immerhin vier Monaten, abermals im Wiener Glückstempel Montesino vor die Presse treten muss, um die Neuaustragung des Titelfights in der EU-Meisterschaft im Mittelgewicht gegen Champion Roberto Santos anzusagen, hatte er eigentlich nicht geplant gehabt. Aber es hilft nichts. Das Urteil der damaligen Punkterichter gilt, weswegen der Kampf um den EU-Titel am 13. April (19 Uhr/live ATV) im Schwechater Multiversum neuerlich ausgetragen wird. Und Nader nimmt es gelassen. "Ich werde bei der Begegnung sicher ein Schäuflein nachlegen, damit die Punkterichter meine Schläge dieses Mal besser mitbekommen", erklärt er.

Allein Roberto Santos, der an diesem Dienstagmittag neben seinem Herausforderer am Podium Platz genommen hat, verzieht zunächst keine Miene. Als ihm dann der Dolmetscher Naders Vorwürfe ins Ohr flüstert, reißt er die Augen auf. "Ich habe mir den Kampf auf Video angeschaut, und ich finde das Unentschieden war absolut okay", sagt er ins Mikrophon. Aus seinem in spanischer Sprache gehaltenen Statement ist weder Ärger noch Frustration herauszuhören. Santos strotzt trotz der mauen Vorstellung im November vor Selbstbewusstsein. "Ich habe damals schon ordentlich Tempo gemacht und werde das auch am 13. April tun." Dass Nader die Punkte nicht angerechnet wurden, sei daran gelegen, dass er eben nur auf die Deckung geschlagen habe, behauptet Santos. "Überhaupt hatte ich das letzte Mal nachts noch als Security gearbeitet und war daher körperlich nicht fit. Aber diesmal habe ich mir extra Urlaub genommen, und so wird von mir ein anderer Rhythmus zu sehen sein."

Druck auf Nader steigt, Karten bereits ab 25 Euro

Nun ist das Argument, dass Nader im Unterschied zu Santos seit vier Jahren als Profi beim Berliner Boxstall Sauerland unter Vertrag steht und sich daher besser auf das Training konzentrieren kann, nicht ganz von der Hand zu weisen. Für den spanischen EU-Meister, der immerhin 18 Siege, davon zehn K.o., in der Bilanz vorweisen kann, ist das nach seinen eigenen Angaben nicht einmal ein Nachteil. "Es ist immer hart, auswärts zu boxen, aber dafür habe ich nicht den Druck, den der Marcos hat", sagt er. Leicht will er es sich dennoch nicht machen: "Ich weiß, dass ich hier der Feind bin."

Damit, dass Nader unter Druck steht, dürfte Santos nicht einmal so unrecht haben. Ein Indiz dafür ist nicht nur das knappe Unentschieden vom November, sondern auch die Ansage von seines Trainers Otto Ramin. "Marcos muss sich steigern und alles tun, damit die Punkterichter diesmal keinen Zweifel mehr haben, wer am Ende der Sieger ist", erklärt er. Sauerland-Sportdirektor Hagen Doering nickt und fügt hinzu: "Marcos Nader ist das Zugpferd des österreichischen Boxsports, daher hoffen wir, dass wir mit ihm diese Disziplin in Wien wieder beleben können." Damit das gelingt, wäre natürlich der Gewinn des EU-Meistergürtels einmal ein Anfang.

Die Karten für die Neuaustragung des Titelkampfes am 13. April im Multiversum in Schwechat kosten zwischen 25 und 200 Euro und sind online wie an allen Vorverkaufsstellen erhältlich.