Brüssel. Der deutsche Fifa-Funktionär Theo Zwanziger hat erneut auf Verbesserungen für ausländische Arbeiter im umstrittenen Fußball-WM-Gastgeberland Katar gedrängt. "In der Menschenrechtsfrage gibt es nach unserer Einschätzung keine Zeit mehr", sagte Zwanziger bei einer Anhörung des Menschenrechtsausschusses des Europaparlaments in Brüssel. "Das Land Katar muss bei seinen Investitionen in Beton zunächst einmal die Frage stellen, wie wirkt sich das auf die Menschen aus, die diesen Beton verarbeiten müssen?", so Zwanziger, der als Fifa-Exekutivmitglied als höchster Repräsentant des Weltfußballverbands an der Anhörung teilnahm. Er erinnerte aber daran, dass Baumaßnahmen speziell für die WM 2022 gerade erst beginnen und bisher nur 38 Arbeiter daran beteiligt seien. Zwanziger gilt im Fifa-Führungszirkel als einer der größten Gegner der Katar-WM.
Kritik an den Arbeitsbedingungen in Katar kam am Donnerstag auch von österreichischen Gewerkschaftern. "In Katar hat sich nichts geändert, die WM 2022 droht weiter zu einem blutigen Spiel zu werden", erklärte Thomas Kattnig, Internationaler Sekretär der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten Kunst, Medien, Sport, freie Berufe. "Die Veranstalter haben offenbar nicht vor, die Rahmenbedingungen in Katar in irgendeinem Punkt zu verbessern. Das Kafala-System, das Arbeiter de facto zu rechtelosen Arbeitssklaven macht, wird mit keinem Wort infrage gestellt. Gewerkschaften und Tarifverträge werden nicht zugelassen, die Arbeitsbedingungen bleiben katastrophal."
Laut dem "Guardian" sind in Katar in den beiden Vorjahren bei Bauprojekten mehrere hundert Gastarbeiter ums Leben gekommen. Die Berichte hatten die Fifa als WM-Ausrichter massiv unter Druck gesetzt. Der Fußball-Weltverband hatte daraufhin von Katar einen Situationsbericht und eine Verbesserung der Bedingungen gefordert.