Los Angeles. (art) Was haben Steve Ballmer, Oprah Winfrey, Larry Ellison und Grant Hill gemeinsam? Richtig: Zwar kommen sie aus den unterschiedlichsten Branchen, aber sie haben alle einen klingenden Namen und Geld. Offenbar zu viel davon. Nicht anders ist zu erklären, dass sie in den vergangenen Wochen und Tagen Schlange standen, um ein Kaufangebot für die Los Angeles Clippers zu unterbreiten, die einen neuen Besitzer suchen, weil der alte wegen eines Rassismus-Skandals nicht mehr tragbar für die National Basketball Association ist.

Nachdem ein Telefonmitschnitt an die Öffentlichkeit gespielt worden war, in dem Donald Sterling, dem die Clippers seit 1981 gehören, seine Freundin angewiesen hatte, sich nicht mit Schwarzen in der Öffentlichkeit zu zeigen, trieben die restlichen Teams und der Ligazusammenschluss den Zwangsverkauf des Teams voran. Das Rennen gemacht hat nun offenbar Ex-Microsoft-Chef Ballmer, der laut US-Medien zwei Milliarden Dollar für die in dieser Saison im Conference-Halbfinale ausgeschiedenen Clippers auf den Tisch legen will. Während Shelly Sterling, die laut eigenen Angaben von ihrem (Noch-)Ehemann die Befugnis zu den Vertragsverhandlungen erhalten hat, Ballmer schon als neuen, "wunderbaren Besitzer" anpreist, ist der Handel noch nicht abgesegnet. Zuerst muss Donald Sterling auch offiziell einwilligen, danach die Vertreter der anderen 29 Klubs ihren Sanktus geben.

Persönliche Eitelkeiten


Während Letzteres nicht schwierig werden dürfte - landauf, landab regte sich nach Bekanntwerden des besagten Telefonmitschnitts Widerstand gegen den 80-jährigen Patriarchen, der schon in der Vergangenheit rassistisch aufgefallen war -, ist dieser laut seinem Anwalt offenbar nun doch nicht gewillt, das Team kampflos aufzugeben. "Sterling verkauft das Team nicht. Das ist seine Position", erklärte Bobby Samini. Allerdings wollen die anderen Teams ihn dazu zwingen: Für 3. Juni ist eine Anhörung geplant; bleiben mindestens zwei Drittel der anderen Klubs bei den Rassismus-Anschuldigungen, kann der Zwangsverkauf laut Statuten durchgesetzt werden. Ein jahrelanger Rechtsstreit vor einem Zivilgericht wäre dann aber wohl unvermeidlich.

Dabei dürfte es sowohl Ballmer als auch Sterling vor allem um die Befriedigung persönlicher Eitelkeiten gehen. Als Sterling das Team vor 33 Jahren gekauft hatte, zahlte er dafür rund zwölf Millionen Dollar - ein Verkauf um zwei Milliarden wäre wohl kein schlechtes Geschäft. Der aktuelle Marktwert wird auf 550 Millionen Dollar taxiert - dieselbe Summe, die kürzlich Wesley Edens und Marc Lasry für die Milwaukee Bucks gezahlt haben.

Dass die Teams ihre Besitzer wechseln wie die Spieler ihre Trikots, ist nichts Ungewöhnliches im Franchise-System des US-Sports. Für die Clippers ist es fast überlebensnotwendig: Mehr als ein Dutzend Sponsoren haben sich wegen des Rassismus-Skandals schon abgewendet. Und Ballmer wiederum kann es sich leisten, in ein Hobby zu investieren, von dem man trotz der Jahreseinnahmen von rund fünf Milliarden Dollar, die die NBA macht und die zu 50 Prozent an die Spieler, zu 50 Prozent an die Klubeigner gehen, nicht wirklich reich wird. Das Vermögen des 58-Jährigen, der erst Anfang des Jahres seinen Posten als Microsoft-Chef abgegeben hat, wird von Forbes auf 20 Milliarden Dollar geschätzt.