Buenos Aires. (art/apa) 9295 Kilometer durch unwegsames Gelände in Argentinien, Chile und Bolivien, durchschnittlich 715 Kilometer pro Tag, 142 Autos, 168Motorräder, 46 Quads und 64Lkw - das sind die nackten Zahlen der am Sonntag mit Start und Ziel in Buenos Aires beginnenden Rallye Dakar. Und mittendrin statt nur dabei: Matthias Walkner, 28-jähriger Salzburger und der erste heimische KTM-Werkspilot, den der österreichische Motocross-Hersteller seit Heinz Kinigadner vor 15 Jahren ins Rennen schickt. Bei seinem Debüt soll Walkner vor allem Erfahrung sammeln, für die von KTM angestrebten Spitzenresultate sollen die erfahrenen Piloten, allen voran der vierfache Sieger und Titelverteidiger Marc Coma, sorgen. "Wir haben das erfahrenste Team, die besten Fahrer, die beste Vorbereitung und das ausgereifteste Material. Das ist das Paket, das es zum Gewinnen braucht", sagt Kinigadner, nach seiner aktiven Karriere als Manager des Teams tätig.

Und er sagt es nicht ohne Grund. Schließlich ist die Zweiradwertung seit 14 Jahren fest in der Hand des Unternehmens aus dem oberösterreichischen Mattighofen - und dessen wirtschaftlicher Aufschwung nach der Insolvenz der Vorgängerfirma im Jahr 1991 eng mit den Erfolgen im Extremrallyesport verknüpft. Geht’s bei der Dakar gut, geht’s dem Unternehmen gut: Auf diesen einfachen Nenner lässt sich die sportliche Symbiose bringen, glaubt man den Worten von Motorsportchef Pit Beirer. "Wenn es mit der Dakar gut beginnt, läuft unser ganzes Jahr", sagt der Deutsche, dessen Motorsportleidenschaft auch nicht von seinem eigenen schweren Motocross-Unfall im Jahr 2003 gebremst werden konnte. Nach einem Rekordjahr 2013, in der man fast 124.000 Fahrzeuge abgesetzt und den Umsatz um 17,1 Prozentpunkte auf 716,4 Millionen Euro geschraubt hat, rechnet man für 2014 - auch wegen des Kaufs der Marke Husqvarna - mit einer neuerlichen Steigerung.
Dass die Rallye Dakar seit der Übersiedlung vom afrikanischen Kontinent nach Südamerika im Jahr 2009 abgesehen vom Namen und den Organisatoren rein gar nichts mehr mit der senegalischen Hauptstadt zu tun hat, ändert laut Kinigadner nichts an ihrer Bedeutung für die Branche - im Gegenteil. "Für die globale Vermarktung ist die Dakar ein Wahnsinn. Es gibt kein Land, in dem nicht Interesse da wäre. Und Südamerika ist als Schauplatz für die Industrie ein Traum", sagt er. Das Engagement bei diesem Rennen sei ein enorm wichtiges Marketinginstrument, übertroffen lediglich von einem in der MotoGP-Klasse der Straßen-WM.
Peugeot wieder zurück
Für Breier indessen ist und bleibt "die Dakar", wie sie immer noch von allen genannt wird, indessen das größte Abenteuer im Motorsport überhaupt - auch wenn sich die Anforderungen durch die Verlegung auf südamerikanischen Boden geändert haben. "Früher war man mit Wüstenschiffen unterwegs, jetzt sind es Strecken, die fast wie im Motocross gefahren werden, mit vielen Kurven. Die Rennen an sich sind heute viel schneller, da wird um jede Sekunde gefeilscht", erklärt er.
Die Motocross-ähnlichen Strecken dürften auch Walkner entgegen kommen, er soll mit einem Mehrjahresvertrag langfristig aufgebaut werden. "Als österreichischer Hersteller wäre es natürlich ein Traum, einen österreichischen Spitzenfahrer zu haben", sagt Breier, der neben den Piloten - sechs Werksfahrer, 40 Kundenteilnehmer und insgesamt mit 88 Fahrern mehr als die Hälfte des Zweiradfeldes fahren auf KTM-Maschinen - dutzende Serviceleute und zwei Service-Lkw nach Südamerika entsendet hat, damit der Traum vom 14. Titel hintereinander bei der 36. Auflage erfüllt werden kann. Honda und Yamaha wollen dies dem österreichischen Unternehmen mit ihren Topfahrern Joan Barreda und Olivier Pain abspenstig machen; die Chancen auf ein Brechen der Vorherrschaft dürften aber für die Konkurrenz eher gering sein.
Das Rennen der Autos steht indessen im Zeichen des Comebacks von Peugeot nach dreijähriger Pause. Der elffache Gewinner Stéphane Peterhansel - sechsmal mit dem Motorrad, fünfmal mit dem Auto -, Carlos Sainz, der Sieger 2010, und der fünffache Motorrad-Sieger Cyril Despres fordern die Minis mit Vorjahressieger Joan Nani Roma und Nasser Al-Attiyah. Peterhansel war in einem Mini nach zwei Siegen 2012 und 2013 zuletzt Gesamtzweiter.