Augusta. (apa/art). Schon die Zufahrt durch das schmiedeeiserne Tor über die Magnolia Lane ist imposant, das Masters das prestigeträchtigste aller vier Golf-Major-Turniere und samt all seiner Mythen legendär - und die erstmalige Teilnahme eines Österreichers ein Stück heimische Sportgeschichte. Angesichts dessen fällt es selbst Bernd Wiesberger, ansonsten eher nicht für Hyperventilation bekannt, schwer, seine Aufregung zu verbergen. "Man kann sich diesen Platz nicht vorstellen, bevor man hier war", verkündete der Burgenländer nach seiner ersten Proberunde auf dem Augusta National Golf Club via Twitter.
Die Ruhe bewahren, das wird auch die größte Herausforderung für den 29-Jährigen sein, wenn er am Donnerstag auf seine erste Wettkampfrunde geht. "Ich muss jetzt versuchen, dass mir dieser Traum nicht zu sehr in den Kopf steigt, und mir in Erinnerung rufen, dass es selbst in Augusta im Endeffekt im Idealfall doch nur 72 Loch Golf sind", erklärte er. 72 Loch Golf, die man sich allerdings erst hart erarbeiten muss. 19 Kriterien gilt es zu erfüllen, um eine Einladung - hier werden sie noch per Post verschickt - zu erhalten, eines davon ist eine Top-50-Platzierung in der Weltrangliste. Wiesberger hat sich diese heuer mit einer Halbierung seines Rankings binnen einem Jahr erkämpft, der beste Saisonstart seiner Karriere mit den Rängen sechs, drei, vier und zwei bei hoch dotierten Turnieren in Asien katapultierte ihn Anfang Februar sogar auf Platz 36; nach einem leichten Rückfall scheint er aktuell als 42. auf. Dass seine zehnte Profisaison jene seines absoluten Durchbruchs wurde, erklärte der Sieger von zwei Turnieren auf der European Tour im Jahr 2012 und einem auf der Asien-Tour 2013 so: "Golf ist eine sehr komplexe Sportart, manchmal weiß man nicht so genau, warum es läuft oder eben nicht. Diesmal hat aber bei mir das gute Gefühl einen Flow erzeugt, das war nicht immer so."
Die mentale Stärke ist auch für den österreichischen Golf-Pionier Markus Brier, der 2006 und 2007 für die ersten rot-weiß-roten Siege auf der European Tour verantwortlich zeichnete, der Schlüssel für Wiesbergers aktuellen Erfolgslauf - und der entscheidende Unterschied zu anderen heimischen Golfern. Denn trotz anhaltender Zuwachsraten bei den Mitgliedern, derer es in heimischen Vereinen derzeit rund 104.000 gibt, trotz einer zunehmenden Anzahl an professionell geführten Anlagen und trotz der Vorbildwirkung, die einst Brier, später auch der derzeit nach einer beidseitigen Hüftoperation rekonvaleszente Martin Wiegele und nun eben auch Wiesberger haben, schaffen es nur wenige wirklich nach oben.