Wien. Der österreichische Bob- und Skeletonverband ÖBSV steckt in Turbulenzen. Nachdem Astrid Stadler, bis zu einer außerordentlichen Generalversammlung am Dienstagabend Präsidentin des Verbandes, zurückgetreten war, warf sie diesem nun finanzielle Ungereimtheiten vor. Stadler hatte die Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft BDO Austria GmbH nach dem Auftauchen von Ungereimtheiten mit der Prüfung des Verbands beauftragt. Gefunden wurden laut ihren Angaben unter anderem ein nicht in der Buchführung vorhandenes Konto, ein nicht erfasstes Sparbuch und derzeit nicht nachvollziehbare Transaktionen.
Im Gespräch mit der Austria Presse Agentur kündigte sie am Mittwoch an, die Unterlagen der Staatsanwaltschaft zu übermitteln, mit der Bitte um Prüfung und Verdacht auf Untreue. Schon davor hatte sie den damaligen Generalsekretär Martin Kerbler sowie die rund 30 Jahre für den Verband tätige Kassierin im April fristlos gekündigt. "Die Kassierin hat ja auch ein Geständnis abgelegt, dass sie Förderungen mit falschen Belegen bestückt hat", erklärte die nunmehrige Ex-Präsidentin.
Vizepräsident Roman Schobesberger, der die Geschäfte interimistisch übernommen hat und selbst Jurist ist, sieht vordergründig keinen strafrechtlich relevanten Tatbestand, man sei aber sehr wohl um Aufklärung bemüht. "Das Sparbuch war bekannt, das Konto war bekannt, das ist nicht geheim", sagte er, räumte aber ein, dass es in der Vermögensaufstellung nicht aufgeschienen sei. Dies sei für ihn auch nicht nachvollziehbar. "Weil es für den Verein ja vollkommen egal ist und es keine steuerlichen Konsequenzen ausgelöst hätte. Aber formal war das nicht richtig, das ist sicherlich klar." Aus dem Zwischenbericht könne man jedenfalls nicht folgern, dass irgendjemand unrechtmäßig etwas bezogen hätte. "Es wäre zu voreilig, eine Schlussfolgerung zu ziehen", sagte er.