Kuusamo. (art/apa) Der vergangene Skisprung-Winter war nicht unbedingt das, was man als durchschlagenden Erfolg für Österreichs Skispringer bezeichnen konnte: Jeweils vierte Plätze durch Michael Hayböck im Gesamtweltcup sowie durch das Team im Nationencup, dazu das erstmalige Verpassen eines Sieges bei der prestigeträchtigen Vierschanzentournee nach sieben aufeinanderfolgenden Erfolgen - zu wenig für die aus den besten Zeiten von Thomas Morgenstern und Gregor Schlierenzauer erfolgsverwöhnten Österreicher. In dieser Saison, die am Freitag mit dem ersten Bewerb in Kuusamo beginnt (17 Uhr/Qualifikation am Donnerstag), ist daher für die zuletzt vergleichsweise flügellahme Truppe von Cheftrainer Heinz Kuttin Wiedergutmachung angesagt. "Wir mussten viel einstecken. Aber jetzt sind wir auf bestem Weg, in ein bis zwei Jahren wieder vorne mitzuspringen", erklärt Kuttin.
Für dieses Ziel hat er auch im Training neue Akzente gesetzt und die drei Gruppen öfters zu gemeinsamen Lehrgängen zusammengeholt. "Das war sehr befruchtend", meint er und definiert die Rückeroberung des Nationencups als Ziel. Als Punktelieferanten sollen zunächst Hayböck und Stefan Kraft, 2015 der bisher letzte heimische Vierschanzentourneesieger und Weltcup-Gesamtdritter derselben Saison, sorgen; ob Rekordsieger Gregor Schlierenzauer, der nach seiner Knieoperation erst später in die Saison einsteigen wird, gleich die erhoffte Verstärkung sein kann, wird sich indessen erst weisen.
Neues Windnetz in Kuusamo
Dennoch glaubt Kuttin seine Mannschaft gut gerüstet: Zum einen zeige die Formkurve der Routiniers Andreas Kofler und Manuel Fettner nach schwierigen Zeiten wieder nach oben, zum anderen will er vermehrt unerfahreneren Athleten die Chance geben, Weltcupluft zu schnuppern. In Kuusamo wird das Team etwa vom 23-jährigen Clemens Aigner und dem 24-jährigen Markus Schiffner komplettiert. Während ihr Ziel vorerst die Qualifikation ist, sind die beiden Zimmernachbarn Kraft und Hayböck guter Dinge, gleich um die vorderen Ränge mitspringen zu können. Er habe nicht nur an Erfahrung gewonnen, sondern fühle sich auch "körperlich so gut drauf wie noch nie", sagt Kraft vor dem Auftakt. "Ich denke, dass heuer nicht viel schieflaufen wird." Die Sprünge auf der Großschanze in Lillehammer, wo die Mannschaft zuletzt trainiert hat, seien "ein richtiger Genuss" gewesen, so der Salzburger. Von einem "perfekten Verlauf" der Vorbereitung spricht auch Hayböck: "In der Ramsau konnten wir uns gut auf Schnee umstellen, in Lillehammer sind wir so richtig in den Winter reingestartet. Alles läuft nach Plan."
Den Plan durcheinandergewirbelt haben allerdings zuletzt schon oft die schwierigen Wetterbedingungen in Kuusamo. Doch auch diese Probleme sollen nach einem umfassenden Umbau der Schanze der Vergangenheit angehören. Um rund eine Million Euro wurde eine im Sommer wie Winter nutzbare Anlaufspur verlegt und - für den Wettkampf entscheidender - ein größeres Windnetz installiert. Auch andere Schanzen, auf denen in diesem intensiven Winter mit der Weltmeisterschaft in Lahti, 28 Einzelbewerben, darunter fünf im Skifliegen, gesprungen wird, erstrahlen in neuem Glanz. Das haben nun auch die heimischen Athleten für sich vor.
Kombinierer in Form
Zuversicht herrscht aber nicht nur bei den Springern, sondern auch bei ihren kombinierenden Kollegen, die am Samstag ebenfalls in Kuusamo in die Saison starten. Für Bernhard Gruber, den achtfachen Medaillengewinner bei Großereignissen, waren die Ergebnisse im Sommer-Grand-Prix zwar nicht zufriedenstellend, den Grund will er aber in missglückten Änderungen im Springen bei Bindung und Anlauf ausfindig gemacht haben. Mittlerweile hat sich der Weltmeister von 2015, in dessen Leben sich auch durch die Geburt seines Kindes einiges geändert hat, wieder seiner alten Form angenähert. Angeführt von Mario Seidl seien die Leistungen des gesamten Teams vielversprechend. "Ich hoffe, dass sich das hohe Niveau auch im Wettkampf zeigt", sagt Gruber.