
Los Angeles. So groß die Rivalität sein mag, in einem sind sie sich dann doch einig: Professionelle Sport-Teams aus anderen Städten stehlen ist nicht cool. Am vergangenen Samstag leuchtete in einer Pause des zweiten Viertels des Basketballspiels Los Angeles Lakers gegen Clippers am Jumbotron das Logo einer neuen Mannschaft auf, mit der sich diese demnächst die Stadt der Engel teilen. Ihr Name lautet "Los Angeles Chargers", und auch wenn sie nicht in der NBA, sondern in der National Football League spielen werden, herrschte unter den Fans im Staples Center seltene Einigkeit in der Ablehnung nämlicher, die sie durch ausdauerndes Gepfeife und Gebuhe zum Ausdruck brachten.
Die Chargers gibt es seit 1960, und weil sie seitdem ausnahmslos in San Diego gespielt haben, gelten sie dort als Institution, eigentlich. Ihrem Besitzer und seinen Kollegen in den NFL-Gremien sind derlei Traditionen wurscht, weshalb sie beschlossen, das Team in der Hoffnung auf eine bessere Infrastruktur und vor allem mehr Erlöse aus Fernsehgeldern Richtung Norden zu verpflanzen. Eine Politik, die zumindest die rund 19.000 dem großen Basketball-Derby von Los Angeles beiwohnenden Zuschauer dieses Wochenende dezidiert nicht goutierten. Vielleicht zeugt die offene Ablehnung des nunmehr zweiten innerhalb von zwei Jahren in die Stadt übersiedelnden Profisport-Franchises - seit dieser NFL-Saison spielen auch die zuvor in St. Louis ansässigen Rams ebendort - aber auch nur von einem ausgeprägten schlechtem Gewissen. Wie Historiker nicht vergessen auszuführen, nahmen auch die Geschichten der Lakers (Minneapolis, 1947) wie der Clippers (Buffalo, New York, 1970) einst andernorts ihren Ausgang. Nachdem im Kampf Tradition versus potenziellen Profit aber noch immer Letzteres gesiegt hat, fragen sich mittlerweile nicht mehr nur die Sportfans in L.A. County, das mit mehr als zehn Millionen Menschen nach New York zweitgrößte urbane Einzugsgebiet des Landes, ob es diesmal möglicherweise nicht zu viel der Gier ist. Als erstes Argument für die Untermauerung dieser These verweisen sie dabei heute ausgerechnet auf das Team, das nicht nur lokal, sondern global gesehen Legendenstatus besitzt und trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen? - seit geraumer Zeit einen nahezu beispiellosen sportlichen Niedergang erlebt.
Vom hässlichen Entlein
zum Schwan
Es ist noch nicht lange her, da galten die Los Angeles Lakers als Inbegriff nordamerikanischer Basketballkunst, an deren Seitenlinie sich die Hollywood- wie die Politprominenz ein wöchentliches Stell-Dich-Ein gab. In den Achtzigern lieferte sich Megastar Earvin "Magic" Johnson mit Larry Bird von den Boston Celtics aufregende Duelle um die NBA-Krone, während es in den Nullerjahren Kobe Bryant und Shaquille O’Neal im Staples Center krachen ließen.