Doha. (art/apa) Gesamtumsätze jenseits der 1,3-Milliarden-Euro-Marke, ein Siegabonnement bei der Rallye Dakar, mehr als 200.000 verkaufte Motorräder jährlich und Nummer eins in Europa - was will man mehr, könnte man mit Blick auf die jüngsten Zahlen des oberösterreichischen Motorrad-Herstellers KTM fragen. Für Vorstandschef Stefan Pierer liegt die Antwort auf der Hand: unter die Top drei weltweit kommen. Ein wichtiges Vehikel dafür soll der Einstieg in die Königsklasse des Zweirad-Straßenrennsports, die MotoGP, sein, die am Wochenende auf dem Losail Circuit in Katar in die Saison startet.

Pierer lässt keinen Zweifel daran, dass auch dort letztlich der wirtschaftliche Erfolg zählt. Der Zeitpunkt scheint günstig, zumal die WM seit vergangenem Jahr auch wieder in Österreich gastiert und im ersten Jahr für Begeisterungsstürme gesorgt hat. In dem Spanier Pol Espargaro und dem Briten Bradley Smith hat man zwei Piloten aus traditionellen Motorradländern, und mit der MotoGP kann man die Präsenz in Asien und Lateinamerika deutlich steigern. "Dort ist die Motorrad-Zielgruppe sehr rennsportaffin", sagt Pierer.

Top-Teams sind noch weit weg


Auch wenn es etwas dauern wird, bis KTM das ausgegebene Ziel erreichen kann - der Erfolg gibt Pierer bisher recht. Der Steirer, der mit markanten Aussagen gerne auch aneckt, hat das damals insolvente Unternehmen Anfang der 90er Jahre übernommen, zur stärksten Marke im Offroad-Bereich gemacht und auch sonst auf die Überholspur gebracht. Durch den Kauf der schwedisch-italienischen Traditionsmarke Husqvarna im Jahr 2013 hat man in Europa die Marktführerschaft erobert. Jetzt soll’s ein bisschen mehr sein.

Und dafür wird auch kräftig investiert: Alleine die MotoGP-Saison - auch in der Moto2 und Moto3 ist man aktiv - ist mit rund 30 Millionen Euro budgetiert, eine 70-Mann-Crew damit beschäftigt. Die wichtigen Positionen sind mit langjährigen Experten besetzt: Heinz Kinigadner ist als Berater, Mike Leitner als Teammanager und Pit Beirer als Motorsportchef im Einsatz. Und als Partner hat man Red Bull in der Hinterhand und optisch auf den ansonsten im markanten Firmen-Orange gehaltenen Bikes.

Doch bei allem Know-how, personellen und finanziellen Einsatz weiß Pierer, dass man in den ersten Saisonen noch Lehrgeld bezahlen wird müssen. Bei den Wintertests haben seine Fahrer rund zwei Sekunden Rückstand auf die Topteams aufgerissen.

Erinnerungen an die Dakar


Diese heißen auch heuer wieder Honda mit Titelverteidiger Marc Márquez sowie Yamaha mit Altstar Valentino Rossi, der auch 20 Jahre nach seinem ersten WM-Titel in der damaligen 125ccm-Klasse und acht Jahre nach seinem neunten und bisher letzten Triumph noch nicht satt ist, und dem aufstrebenden Maverick Viñales. Jorge Lorenzo, der Weltmeister von 2015, zählt hingegen in seinem ersten Ducati-Jahr nicht zu den ganz großen Favoriten.

KTM will sich indessen vorerst an Suzuki ein Beispiel nehmen. "Auch sie haben im ersten Jahr viel Lehrgeld bezahlt, waren im zweiten anspruchsvoll unterwegs und haben im dritten Podiumsplätze produziert. Diese Benchmark gilt auch für uns", sagt Pierer zur Austria Presse Agentur. Das vorrangige Problem sei, dass man überall bei null beginne: "Wir haben keine Referenzpunkte auf den Rennstrecken und müssen überall Daten sammeln, die du erst ein Jahr später referenzieren kannst." Ein bisschen orientiert man sich freilich bei KTM auch an der eigenen (Erfolgs-)Geschichte. Das nunmehrige "aufregende, historische Ereignis", wie Pierer es bezeichnet, sei "ein bisschen so wie damals, als es das Größte war, an der Dakar teilzunehmen und sie irgendwann auch zu gewinnen. Das hat aber auch Jahre gedauert."