Monte Carlo. (apa/art) Vier Mal probiert, vier Mal ist nicht allzu viel passiert. Doch im fünften Anlauf seit 2014 ist Österreichs Tennis-Star Dominic Thiem nun erstmals in seiner Karriere ins Viertelfinale des Masters-1000-Turniers in Monte Carlo eingezogen. Der als Nummer fünf gesetzte Niederösterreicher besiegte am Donnerstag im Spitzenspiel des Tages den Serben Novak Djoković nach 2:30 Stunden in drei Sätzen mit 6:7, 6:2, 6:3. Thiem trifft nun auf den Sieger des Achtelfinales zwischen dem topgesetzten Rafael Nadal und Karen Chatschanow (bei Redaktionsschluss noch im Gang). Der 24-Jährige feierte vor den Augen von Fürst Albert von Monaco im siebenten Aufeinandertreffen seinen erst zweiten Erfolg gegen Djoković, zuvor hatte er diesen nur im French-Open-Viertelfinale des Vorjahres besiegt. Er verkürzte im Head-to-Head auf 2:5. Gegen Nadal weist er ebenfalls eine 2:5-Bilanz auf, gegen Chatschanow hat er noch nie gespielt.
Anders als im Auftaktspiel gegen den Russen Andrej Rublew nutzte Thiem gleich die erste Breakmöglichkeit zum 2:0. Bis zum 5:2 klappte alles wie am Schnürchen. Doch folgend konnte Thiem drei Satzbälle nicht verwerten, und Djoković gelang das Rebreak zum 4:5, dem er einen Befreiungs-Aufschrei folgen ließ. Bis zum Tiebreak hatte sich der Serbe eingespielt und ließ Thiem mit 7:2 keine Chance. Im zweiten Durchgang wehrte Thiem einen Aufschlagverlust zum 0:2 ab und ging selbst dann nach einem harten Game mit Break 3:2 in Führung. Abermals musste der Österreicher eine Breakchance des Serben abwehren, mit zwei Assen stellte er auf 4:2, breakte zum 5:2 und servierte zum 6:2 aus.
Im Entscheidungssatz machte Thiem bei 2:2 und 3:3 als Rückschläger einen 0:40-Rückstand noch gut, bei 3:3 kam er auch zur Breakchance und nahm dem zunehmend müder werdenden Gegenüber mit einem sehenswerten Rückhang-Longline-Winner den Aufschlag zum 4:3 ab. Mit einem neuerlichen Break zum 6:3 brachte Thiem nach 2:30 Stunden mit verwertetem zweiten Matchball das Spiel ins Trockene. Bis Monte Carlo hatte Thiem mehrere Wochen wegen einer Mitte März erlittenen Knöchelblessur pausiert, die harten Matches haben nun einerseits bewiesen, dass der Fuß keine Probleme mehr macht, andererseits bringen sie ihm die vor den French Open dringend benötigte Spielpraxis unter schwierigen Bedingungen sowie Selbstvertrauen und Punkte, um den Abstand auf die Top Sechs, die derzeit vom Argentinier Juan Martín Del Potro abgeschlossen werden, zu verkürzen. Die Rückkehr auf europäischen Sand dürfte Thiem besonders beflügelt haben - vielleicht durch die erzwungene Pause, die der Niederösterreicher nach der Diagnose noch einigermaßen frustriert zur Kenntnis genommen hatte, ganz besonders. Bei den French Open hat Thiem ein Semifinale aus dem Vorjahr zu verteidigen, auch 2016 war er in Roland Garros in der Runde der besten Vier gestanden. Experten trauen dem 24-Jährigen heuer sogar noch mehr zu, Djoković hatte ihn schon vor der Begegnung am Donnerstag "definitiv einen der drei besten Spieler auf Sand" genannt. "Er hat alles, das gesamte Repertoire für Sandplatztennis", hatte der Serbe erklärt, der daher auch wohlweislich nicht über ein mögliches Treffen mit Nadal hatte sprechen wollen.
Mühsamer Weg zurück
Selbst befindet sich Djoković, insgesamt 223 Wochen auf Platz eins der Weltrangliste, zwölffacher Gewinner von Grand-Slam-Turnieren, davon 2016 in Paris, nach seiner langwierigen Verletzungspause auf Comeback-Tour, auf der er noch nicht so richtig in die Gänge gekommen ist. Vor dem Turnier im Fürstentum hat er drei Niederlagen en suite bezogen. Auf seinem Weg zurück hat er auch sein Betreuerteam umgekrempelt: Die Zusammenarbeit mit Andre Agassi und Radek Štěpánek wurde beendet, stattdessen besann er sich wieder den Anfängen seines Erfolgs und holte Mariján Vajda zurück ins Boot. Mit ihm in der Betreuerbox hatte er zwischen 2006 und 2017 zusammengearbeitet und seine größten Erfolge gefeiert. Auf dem Weg zu alter Stärke aber erwies sich nun Dominic Thiem vorerst als eine Hürde, die zu hoch für den einstigen Branchenführer war.