Wiesbaden. (apa) Sie ist zweifache Wimbledon-Viertelfinalistin, dreifache WTA-Turniersiegerin und wurde durch eine Serie von Verletzungen und Erkrankungen immer wieder zurückgeworfen. Nun, rund eineinhalb Jahre nach einem regelmäßigen Tour-Leben, kehrt die 27-jährige Tamira Paszek in dieser Woche bei einem kleinen Turnier in Wiesbaden in den Tennis-Zirkus zurück - seit langem wieder schmerzfrei und voller Hoffnungen.
Paszek hat ein Martyrium hinter sich. Nach einer kombinierten Mandel-, Nebenhöhlen- und Kieferhöhlen-Operation Ende Oktober 2016 glaubte die Vorarlbergerin, chronische Probleme behoben zu haben. Doch erst dann begann der Leidensweg so richtig: Paszek erkrankte an einer Trigeminusneuralgie, einer schmerzhaften Nervenerkrankung im Gesicht. "Ich habe (damals) wahrscheinlich ein bisschen zu früh wieder angefangen, bei der OP ist alles gut verlaufen und auch nichts kaputt gemacht worden. Es kann sein, dass alles noch nicht ganz verheilt war", erinnert sich Paszek im Gespräch mit der Austria Presse Agentur. Bei zwei Turnieren versuchte sie Anfang 2017 ein Comeback, musste aber in beiden Spielen aufgeben. Danach zog sich die ehemalige Nummer 26 der Welt zurück. "Es war wirklich extrem schmerzhaft, darum ist mir die Entscheidung auch relativ leicht gefallen, 2017 das Jahr zu beenden. Ich habe gewusst, dass die Krankheit chronisch bleiben kann, und das wollte ich natürlich nicht. Ein Leben lang mit den Schmerzen - da war mir die Gesundheit wichtiger", erklärt die Dornbirnerin, die in dieser Zeit - auch auf Anraten ihres Arztes - viel herumgekommen ist, vom Tennis aber nichts hören wollte. "Ich habe weder Ergebnisse geschaut noch Nachrichten, ich habe den Abstand auch gebraucht. Ich habe die Krankheit auch als Chance gesehen, mein Leben anders zu gestalten."
"Einfach kämpfen"
Dadurch habe sie auch die Freude wiederentdeckt und könne "das Ganze nun aus einem anderen Blickwinkel sehen", wie sie sagt. Eigentlich wollte die Vorarlbergerin schon im Herbst 2017 wieder mit dem Training beginnen, dann wurde aber auch noch ein Nervengeschwulst zwischen den Zehen am rechten Fuß via MRI entdeckt, das im vergangenen November entfernt werden musste. Der Plan, schon im Jänner 2018 in Australien auf die Tour zurückzukehren, musste verworfen werden. Die Nervenerkrankung im Gesicht hat Paszek laut eigenen Worten "relativ gut im Griff", Medikamente bleiben ihr nun erspart. In den vergangenen dreieinhalb Monaten bereitete sich Paszek intensiv in Bukarest auf ihren Neustart vor. "Ich habe mich von Woche zu Woche immer besser gefühlt und wirklich auch Spaß beim Training gehabt. Der Körper hat mitgemacht. Jetzt habe ich gesagt, ich nehme die Wildcard in Wiesbaden für das Einzel und Doppel an", sagt sie über ihre Rückkehr an jenen Schauplatz, an dem sie vor vier Jahren das Endspiel erreicht hat. Bis April 2019 hat sie noch ein geschütztes Ranking von 199 für acht Turniere. Es gilt also, diesen kleinen Vorteil weise einzusetzen. Doch Paszek setzt sich vorerst kleine Ziele. "Ich bin gespannt, wo ich stehe und wie es läuft. Ich sehe das Ganze relativ entspannt." In der Weltrangliste ist sie schon länger gar nicht mehr gelistet, es ist also eine zweite Karriere. "Ich starte von null. Das ist ein extra Ansporn, so eine lange Pause hatte ich noch nie." Mit 27 Jahren ist sie vom Alter her in bester körperlicher Verfassung und möchte noch einige Jahre spielen. "Ich habe Ziele und Träume, die ich gerne verwirklichen würde, und will nicht einfach aufhören, weil der Körper nicht mehr mitspielt." Zunächst zählt aber nur eines: "Einfach wieder auf dem Platz zu stehen, ohne die ganze Zeit an den Körper denken zu müssen. Einfach auf Match und Gegner konzentrieren und kämpfen."