Die NBA geht in die entscheidende Phase: Die Play-offs stehen vor der Tür. Statistiken und persönliche Rekorde sind mit einem Schlag null und nichtig. Jetzt werden die Ärmel aufgekrempelt und Fäuste geballt, weil jedes Spiel über den Titel "NBA Champions of the World" entscheiden kann.

Wenn sich die Sonne aus der Umklammerung der Wolken befreit, dann ist Play-off Zeit in der spektakulärsten Liga der Welt. Die dunklen Wolken der Schonzeit lösen sich auf, damit die Basketballsonne dem Planeten Erde ungehindert Wärme und Licht schenken darf. Sonnenbrillen werden ab dem 23. April Pflicht für alle Basketballfreunde des Universums, da geballte Strahlung an Kampf, Kraft, Action und Magie die sensiblen Augen verletzen könnten.

Die 16 besten Teams des Grunddurchganges starten dieses Wochenende den erbitterten Kampf um den begehrten NBA Titel. Für die millionenschweren, oftmals eitlen NBA Cracks geht es jetzt um die Ehre. Kein Spieler der für die Entscheidung qualifizierten Mannschaften würde nur im Traum daran denken, seine Karriere, sei es in absehbarer oder unabsehbarer Zukunft, ohne einen Titelring am Finger zu beenden. Jene Spieler, die schon einmal Champion waren, wollen dieses unbeschreibliche Gefühl eben nochmals erleben. Jeder ist heiß, sich "NBA Champion of the World" nennen zu dürfen.

Heisser Favorit Los Angeles

Heiß auf die Nummer 1 ist vor allem die Stadt der Engel. Die Los Angeles Lakers, einer der traditionsreichsten und beliebtesten Teams der Liga, peilen nach langer Durststrecke den Titel an. Der letzte totale Triumph gelang im Jahre 1988 unter der Regie der lebenden Legende Magic Johnson. Seine Ästhetik, sein Lächeln und sein Kämpferherz vergessen die Fans aus dem Great Western Forum nicht so einfach. Man sehnt sich nach der Zeit der Magie, will nicht von Dosenfutter leben, wenn man schon einmal Kavier genossen hat. Die heimliche Hauptstadt der Vereinigten Staaten ist reif für die Thronbesteigung im Königreich der NBA. Heuer scheint das Team die Erwartungen der Fans endlich erfüllen zu können. Mit Phil Jackson holte man vor Saisonbeginn den langjährigen Coach der legendären Chicago Bulls.

Referenzen hatte er genug für den undankbaren Job, den Lakers Flügel zu machen: 6 x Champion mit Jordan & Co, Erfinder des genialen Spielsystems der "Triangle Offense". Viele Experten bescheinigten ihm trotzdem kein gutes Jahr in Los Angeles. Die Bullen aus Chicago hätte jeder x-beliebige Trainer zum Serienchamp gemacht, da Jordan, der fleischgewordene Gott des Basketballs, den Siegfaktor darstellte. Jackson strafte in der bisherigen Saison seine Kritiker Lügen. Bei den Lakers redet man jetzt vom "Phil Jackson Faktor". Er schaffte es, dem hochtalentierten Team Konstanz zu

verleihen. 67 Siegen stehen erst 14 Niederlagen gegenüber.

Die Lakers weisen damit die beste Bilanz der Liga auf. Darüber hinaus sind sie das 3. Team in der Geschichte der NBA, welches drei sogenannte "winning streaks" (Siege in Folge) über 10 einfahren konnte. Dieses Kunststück gelang bislang nur den Bucks 1973 und den Sixers 1982. Hauptverantwortlich für dieses Traumjahr ist der beste "one-two punch" (Zweiergespann) der Liga. Das Riesenbaby Shaquille O'Neal und der ästhetische Kobe Bryant harmonieren perfekt miteinander, sorgen für die nötigen Punkte zum Sieg. O'Neal spielt die Saison seines Lebens. Der Mann, der über 140 kg auf die Waage bringt, ist unter dem Korb eine Macht. Der beste Scorer der Liga (29.8 Punkte pro Spiel) wird vom blutjungen Bryant ergänzt. Wechselten seine Leistungen in den vergangenen Jahren zwischen Genie und Wahnsinn, so brilliert dieser heuer durch Konstanz.

In der ersten Runde der Play-offs des Westen bekommen es die Lakers mit den Sacramento Kings zu tun. Die Kings sind die Überraschung der heurigen Saison. Angeführt von Coach Rick Pitino ähnelt ihr Spiel jenem einer College Mannschaft. "Run and Gun" (Rennen und Werfen) ist die Devise der Könige aus der Hauptstadt Kaliforniens. Ihr Protagonist ist zweifelsohne der weiße Guard Jason Williams. Durch sein riskantes Paßspiel wird er oft mit Magic Johnson verglichen. Er ist jedoch noch zu unerfahren, um Sacramento in seinem ersten Jahr in der NBA zum Sieg über das beste Team der Liga zu führen.

Einer weiteren interessanten Paarung im Westen wurde vor dem ersten Spiel der Wind aus den Segeln genommen. Der Titelverteidiger aus San Antonio trifft gegen eine schwer angeschlagene Truppe aus Phoenix. "All Star" Jason Kidd, mit 10,1 Assists pro Spiel Führender in der NBA, laboriert an einer schweren Sprunggelenksverletzung, wird die Play-offs daher nur im Fernsehen beobachten können. Als Ersatz wurde der frühere Publikumsliebling Kevin Johnson aus dem Ruhestand geholt, um zu retten, was noch zu retten ist. K.J. zählte zwar in seiner Blütezeit zu den Top Guards der Liga, die mangelnde Spielpraxis stellt jedoch ein großes Fragezeichen dar.

Auch bei den Spurs aus San Antonio ist nicht alles Eitel Wonne. "Starting Five" Spieler Sean Elliot musste sich im Sommer einer Nierentransplantation unterziehen, ging der Mannschaft im bisherigen Saisonverlauf an allen Ecken und Enden ab. Mit einer Niere seines Bruders ist er jetzt wieder an Bord, könnte den Spurs den gewissen Kick geben. Dem letztjährige MVP (‚Most valuable player") Tim Duncan plagten heuer öfters Knie- und Rückenprobleme. Sollte er nicht topfit in die Play-offs gehen, fehlt der berühmte "go-to-guy", ein Spieler, dem man in brenzligen Situationen den Ball geben kann, damit er die Kastanien aus dem Feuer holt. Trotz all dem werden die Spurs durch ihre Erfahrung aus dem letzten Jahr, die Suns aus Phoenix hinauswerfen. Für eine gelungene Titelverteidigung sind die Spurs jedoch zu unkonstant.