
Austin. Mit dem einen oder anderen Bier wurde schon angestoßen. Die große Champagnerparty musste allerdings verschoben werden. Denn Red Bull krönte sich zwar am Sonntag beim Premieren-Grand-Prix in Austin zum dritten Mal hintereinander zum Konstrukteurs-Weltmeister, die Entscheidung in der Fahrer-WM wurde allerdings auf das letzte Rennen, den Grand Prix von Brasilien am kommenden Sonntag, vertagt. Nach seinem zweiten Platz, hinter Lewis Hamilton und vor Fernando Alonso, geht Titelverteidiger Sebastian Vettel nun mit einem Vorsprung von 13 Punkten auf Alonso in den finalen Showdown.
"Volle Kraft voraus", befahl der Deutsche zum Start in die entscheidende Woche. Der Vorsprung ist wegen der neuerlichen Sorgen um die anfällige Lichtmaschine seines Red Bull für den 25-Jährigen kein Ruhekissen. "Es kann alles passieren", warnte Vettel. Spätestens seit Austin weiß er, dass Ferrari im Kampf um die Krone zu fast allem bereit ist. Das zeigte die von der Scuderia provozierte Strafe für Alonsos Teamkollegen Felipe Massa, um den Spanier am Start nach vorn zu bringen. "Ich bin stolz auf diese Entscheidung", beteuerte Alonso.
Der Vorteil aber bleibt bei Vettel, dem in Interlagos schon ein vierter Platz zum dritten Triumph in Serie genügt. "Ich denke, man sollte auf Sebastian wetten", sagte Chefvermarkter Bernie Ecclestone und fügte hinzu: "Sebastian verdient den Titel vielleicht etwas mehr. Er hat eben bis jetzt mehr Punkte geholt."
Auch die internationalen Beobachter setzen weiter auf den Titelverteidiger. "Vettel steht kurz vor der Krönung", urteilte "Le Figaro". "Er hat eine Hand im Handschuh am Titel", schrieb die "Daily Mail". Alonso aber ist ein Gegner der Extraklasse, der sich einfach nicht abschütteln lässt. "In Fernando Alonsos Charakter ragt über alles diese Tugend heraus: Er ist ein Felsen und gibt nie auf", schwärmte die spanische Zeitung "ABC". Nach der kontrollierten Fahrt von Startplatz sieben auf Rang drei in Austin ging der Asturier sofort wieder zum verbalen Angriff über. "Auf dem Papier liegt unsere Chance vielleicht nur bei 25 Prozent. Aber tief in mir spüre ich, dass es viel mehr ist", verkündete der 31-Jährige.
Zuversicht kann Alonso auch aus der Erfahrung des WM-Finales 2010 ziehen. Damals war er es, der sogar mit 15 Punkten Vorsprung auf Vettel ins Finale zog - und doch noch verlor. "Wir sind lange genug dabei, um zu wissen, wie schnell sich die Dinge ändern können", mahnte Vettel vor dem finalen Kraftakt.