Wien. Österreichs Laufszene hat sichtlich an Breite gewonnen. Vor allem im Raum Wien konnte man dieser Tage oft Menschen im flotten oder gemächlichen Laufschritt begegnen. Der Vienna City Marathon am 23. April lockt viele Hobbyläuferinnen und -läufer, die dafür mehr oder weniger fleißig trainieren, zur Teilnahme. Sie können sich nicht nur auf den klassischen 42,195 Kilometern, sondern auch im Halbmarathon oder auf anderen Distanzen - zum Beispiel als Mitglied einer Marathon-Staffel - versuchen.
Laut dem Internet-Portal www.laufkalender24.at war der Wien-Marathon 2016 mit insgesamt 36.000 Finishern - gefolgt vom Frauenlauf mit 33.000 und vom Wien-Energie-Business-Run mit 30.000 - Österreichs größte Laufveranstaltung. Um die 20.000 Starter bringen noch der Vienna Night Run und der Linz-Marathon, der heuer schon am 9. April stattfand, auf die Beine. Wie bei praktisch allen großen Marathons der Welt sind auch in Wien die Spitzenplätze fest in kenianischer oder äthiopischer Hand. 30 Jahre ist es heuer her, dass Gerhard Hartmann - zum dritten Mal in Serie - bei den Männern einen österreichischen Sieg schaffte. 1987 feierte auch Carina Lilge-Leutner einen der zwei rot-weiß-roten Erfolge bei den Frauen, der zweite gelang Andrea Mayr 2009 mit ihrem bestehenden österreichischen Rekord von 2:30:43 Stunden.
WM-Limit als Ziel
Doch Mayr hat nach zwei Olympia-Teilnahmen vom Marathon Abschied genommen, Österreichs Rekordmann bei den Männern, Günther Weidlinger (2:10:47 in Frankfurt, 2009), sich ganz vom Wettkampfsport zurückgezogen. Derzeit sind keine Österreicher für Marathon-Spitzenplätze gut. Hannes Gruber, dem Sportkoordinator des österreichischen Leichtathletik-Verbandes (ÖLV), ist klar, dass die "ewige ÖLV-Bestenliste" im Marathon seit 2009 sehr stabil ist, denn "es fehlt momentan ein Athlet, der 2:13 oder darunter laufen kann". Doch das Limit für die WM 2017 in London, 2:15 Stunden, sei bei perfekten Verhältnissen sogar drei Österreichern zuzutrauen. In Wien geht freilich nur einer aus diesem Trio an den Start: Valentin Pfeil, Jahrgang 1988. Die beiden anderen sind eingebürgerte Afrikaner. Edwin Kipchirchir Kemboi ist 2013 in Rotterdam schon 2:12:58 gelaufen. Seinen heuer geplanten Start in Rotterdam sagte er wegen einer Muskelverhärtung ab, will aber in Kürze, eventuell in Hamburg, das WM-Limit angreifen. Lemawork Ketema Weldearegaye, der im März in guten 1:04:30 die österreichische Halbmarathon-Meisterschaft in Graz gewonnen hat, verfehlte als Vierter des Linz-Marathons 2017 in 2:16:08 das WM-Limit. Er geht nun nicht mehr auf das WM-Limit los, sondern konzentriert sich auf den "Wings for Life World Run" am 7. Mai, bei dem er schon zweimal siegreich war und dabei 2015 eine Bestleistung von 79,9 Kilometer schaffte. Diese Veranstaltung in über 30 Ländern fördert die Erforschung von Rückenmarkverletzungen und Querschnittlähmungen.