Wien. (may) Australien stand ganz am Anfang der (wenn auch kurzen) Hochblüte des österreichischen Tennis-Daviscup-Teams. Mit einem 5:0-Heimsieg im vollen Wiener Ferry-Dusika-Stadion rauschten in Februar 1989 Horst Skoff, Thomas Muster und Alexander Antonitsch über die traditionelle Daviscup-Macht Australien hinweg - Wimbledon-Sieger Pat Cash, Mark Woodforde und Doppelspezialist John Fitzgerald hatten gegen die jungen und wie aufgedreht wirkenden Weltgruppen-Debütenten keine Chance. Erst recht nicht auf dem extrem langsam angelegten Sandplatz im Radstadion, das von einem an der Grenze zur Fairness agierenden Publikum bevölkert war. Mit dem damals ausgerufenen "Tenniswunder" begann die Ära der "drei Musketiere", die zwar aufgrund von Streitigkeiten nicht immer das Motto "Einer für alle, alle für einen" befolgten, dennoch einen Erfolgslauf starteten, der ein ganzes Land in Euphorie versetzte - mit dem Höhepunkte des Beinahe-Erfolgs über die USA im Daviscup-Semifinale 1990 im Wiener Praterstadion.
Vor derlei Highlights darf Tennis-Österreich nach dem jüngsten Erfolg in Russland und der Wiederaufstiegsmöglichkeit in die Weltgruppe nun wieder träumen. Und das Los bescherte am Dienstag in London ausgerechnet Australien - und die Frohbotschaft für die Fans ist wohl das Heimrecht beim Duell vom 14. bis 16.September. Wo genau gespielt wird, ist noch offen, Sandbelag scheint aber (wieder) die nächstliegende Variante. Und anders als beim Länderkampf in Russland kommt wieder der gewohnte Daviscup-Modus - mit drei Gewinnsätzen und drei vollen Tagen - zur Anwendung. Der Sieger dieser Play-off-Begegnung steht 2019 fix in der Weltgruppe, in der Österreich zuletzt 2013 gespielt hat. Österreichs Kapitän Stefan Koubek freute sich vor allem über das Heim-Los. "Das ist super, das ist positiv", sagte der Kärntner. Nach der Papierform sei Österreich zwar Außenseiter - immerhin empfängt der Weltranglisten-22. den -achten -, aber Koubek ist zuversichtlich: "Es ist ein harter Gegner, aber definitiv machbar. Leicht wird’s nicht, es ist ein Super-Team. Mal sehen, wer kommt."
Die Chance, nach sechsjähriger Pause wieder der 16 Teams umfassenden Weltgruppe anzugehören, ist für Österreich jedenfalls durchaus da - vor allem durch den Heimvorteil. Das beweist auch die bisherige Bilanz gegen Australien: Die beiden jüngsten Vergleiche endeten jeweils mit 5:0-Heimerfolgen. Nach dem Triumph 1989 kam es 2005 in Sydney zur Revanche - Alexander Peya, Jürgen Melzer, Julian Knowle und Marco Mirnegg schlitterten in ein 0:5-Debakel. Dass die Australier im Head-to-Head 2:1 voran sind, liegt am bereits 1905 in London ausgetragenen Duell, als es ebenfalls ein 5:0 gab. Mit 28 Titelgewinnen sind die Australier im ewigen Ranking die Nummer zwei hinter den USA (32). Allerdings liegt der bisher letzte Coup bereits 15 Jahre zurück, als es 2003 in Melbourne ein 3:1 gegen Spanien gegeben hat.
Nick Kyrgios als Nummer eins
Mit Lleyton Hewitt verfügen die Australier über einen klingenden Namen auf dem Kapitänsposten. Der ehemalige Weltranglisten-Erste setzte zuletzt mit Nick Kyrgios die Nummer 24 der Welt ein und vertraute zudem auf den damals 18-jährigen Alex de Minaur (114). Mit Matthew Ebden (77.) und John Millman (89.) waren zwei weitere Top-100-Spieler nominiert. Klar bester Doppelspieler ist John Peers als Weltranglisten-Fünfter. Doch tritt Österreich mit Dominic Thiem (7.) an, ist er klar die Nummer eins auf dem Court.