Vor vier Jahren, 2018 in Pyeongchang, hat es bei den österreichischen Skispringern keine Olympia-Medaille gegeben, das gilt es nun in Zhangjiakou zu verhindern. Was mit Marita Kramer wohl ein Leichtes gewesen wäre, dürfte nun mehr an den Männern liegen. Den Auftakt am Samstag (11.45 Uhr MEZ) macht allerdings der Normalschanzen-Bewerb der Frauen, in der im ÖOC-Aufgebot neben Kramer auch die ebenso mit Corona infizierte Jacqueline Seifriedsberger fehlt. Das wieder erstarkte Männer-Team bilden Manuel Fettner, Jan Hörl, Daniel Huber und Routinier Stefan Kraft, bei den Damen sind eine motivierte Eva Pinkelnig, die ganz und gar nicht fitte Daniela Iraschko-Stolz, die für Kramer nachnominierte Lisa Eder sowie Sophie Sorschag dabei.
Die Kärntnerin kam für Seifriedsberger zum Zug, am Freitag in China an. Sie darf beim Start des Probedurchgangs mit den Vorspringern einen zusätzlichen Sprung absolvieren. Zum Favoritenkreis zählt das im Abschlusstraining um Rang zehn platzierte ÖOC-Aufgebot nicht. "Ich hoffe, wir werden auch ein Wörtchen mitreden", meinte Pinkelnig zur Ausgangsposition, bestätigte sonst aber den allgemeinen Eindruck: "Es sind die üblichen Verdächtigen: alle Sloweninnen, die beiden Japanerinnen Sara Takanashi und Yuki Ito und Katharina Althaus." Die Deutsche rückt durch die Abwesenheit Kramers als Weltcup-Zweite in die Rolle der Gejagten, außerdem überzeugte sie im Training. Nach Platz eins in der ersten Freitag-Session ließ sie den zweiten Heat aus.
Es wird eine neue Olympiasiegerin geben, denn die beiden bisherigen im Frauen-Skispringen sind nicht am Start. 2014-Triumphatorin Carina Vogt wurde nicht ins deutsche Team nominiert. Die vor vier Jahren erfolgreich gewesene Norwegerin Maren Lundby hat für diese Saison eine Wettkampfpause eingelegt, nachdem sie aufs "Dancing Stars"-Parkett gegangen war und aktuell "keine Opfer" in Sachen Gewicht bringen will. In der Szene hielt sie sich als Co-Kommentatorin für das norwegische Fernsehen.
Seit 2014 auf der Olympia-Bühne dabei ist Iraschko-Stolz, in Sotschi hatte es auch gleich mit Silber geklappt. Diesmal ist die 38-Jährige allerdings weit davon entfernt, an einen Stockerlplatz zu denken. Nach dem Weltcup-Doppel zu Silvester/Neujahr in Ljubno wurden Knochenödeme in einem Oberschenkel und in beiden Unterschenkeln festgestellt, nach einem Monat Pause an spezifischem Training kehrte die 16-fache Weltcup-Siegerin erst am Donnerstag auf die Schanze zurück. Ihre gesundheitlichen Probleme nahm die gebürtige Steirerin nach Asien mit. "Mit Skispringen hat es eher nicht viel zu tun, was ich da fabriziere", sagt sie der Austria Presse Agentur. "Das ist eher nur der Kampf mit mir selber, ob ich es aushalte oder nicht."
Zu stark seien die Schmerzen, die Leistung daher nicht im Vordergrund. Auch die Spritzigkeit fehle. Unter diesem Aspekt sind die Freitag-Trainingsränge 13 und 10 sowie ein 93,5-Meter-Sprung beachtlich. Später sagte Iraschko-Stolz, dass sie wegen der Probleme noch überlege, ob sie antreten werde: "Es ist eine Entscheidung des Kampfes Kopf gegen mein Körper. Weil der Kopf will unbedingt skispringen und mein Körper überhaupt nicht. Wenn ich einen Mediziner frage, dann sagt er, du bist komplett wahnsinnig und wenn ich alle anderen frage, sagen sie, das geht sich schon aus irgendwie. Es ist auch die Frage, ob das in Zukunft viel besser wird oder doch das Karriereende ist."