Diese nächsten Olympischen Sommerspiele 2024, so versprechen es die Organisatoren, sollen "für alle zugänglich" werden, mit Veranstaltungen in und um Paris, einer spektakulären Eröffnungsfeier auf der Seine und einer großen Anzahl günstiger Tickets. Doch seit Mitte Februar eine erste Phase des Vorverkaufs startete, herrschen bei vielen Sportfans Bitterkeit und Desillusion vor. Sie beklagen, dass das Buchungssystem kompliziert sei und oft nur sehr teure Karten von bis zu 690 Euro selbst für Qualifikationsrunden angeboten werden.

Kinder- und Jugendtarife gibt es nicht. Auch der Zwang zum Kauf eines Kombi-Pakets von drei bis 30 Karten lasse den Preis des Warenkorbs in die Höhe schnellen, heißt es. Denn es muss die jeweils gleiche Anzahl an Tickets für drei Sportarten ausgewählt werden, selbst wenn man sich nur für eine interessiert. Je nach erster angegebener Disziplin wird die Auswahl für die beiden weiteren eingeschränkt. Das soll laut den Veranstaltern Ausgewogenheit gewährleisten, damit auch bei weniger beliebten Wettkämpfen die Stadien gefüllt sind. Plätze für 15 besonders begehrte Disziplinen wie Fechten, Judo und Triathlon waren nach zwei Wochen schon nicht mehr verfügbar. Viele hatten sich zunächst gefreut, über ein Losverfahren Zugang zur ersten Runde des Vorverkaufs erhalten zu haben - und gaben beim Buchungsversuch enttäuscht auf. Nach einem Aufruf der Zeitung "Le Monde", Erfahrungsberichte zu schicken, machten sie ihrem Ärger Luft. Der 47-jährige Christophe, der Eintrittskarten für sich, seine Frau und ihre drei Kinder kaufen wollte, hätte dafür insgesamt zwischen 1.000 und 3.000 Euro hinlegen müssen - und verzichtete letztlich ganz.

"Dabei sein ist alles, aber zu welchem Preis?", fragte auch der 36-jährige Lehrer Guillaume. Da er im Pariser Ballungsraum lebe, werde er von den Spielen nur die negativen Seiten wie Menschenmengen, Staus und volle Transportmittel mitbekommen, aufgrund der hohen Preise aber keinen einzigen Wettkampf sehen: "Das finde ich ungerecht." Tony Estanguet, selbst ehemaliger französischer Olympiasieger und Weltmeister im Kanu-Slalom sowie nun Präsident des Organisationskomitees der Olympischen und Paralympischen Spiele, wies die Vorwürfe zurück. "Zehntausende Menschen sind begeistert, da sie sich ihr Traumprogramm zusammenstellen konnten", versicherte er in einem Radio-Interview, in dem er aber auch einräumte: "Natürlich gibt es auch Frustration, da wir nicht alle bedienen können."

Ticketverkauf soll Hälfte des Gesamtbudgets einbringen

Die Preise entsprechen jenen großer internationaler Sportveranstaltungen, so Estanguet. "Die Olympischen Spiele finden einmal alle 100 Jahre mit den größten Champions der Welt statt, sie haben einen Wert." Auch werde eine Million der insgesamt zehn Millionen Karten für je 24 Euro verkauft und insgesamt die Hälfte der Tickets für weniger als 50 Euro. "Das heißt aber auch, dass die andere Hälfte die Ausrichtung der Spiele finanziert", sagte Estanguet.

Der Kartenverkauf soll die Hälfte des Gesamtbudgets in Höhe von 4,4 Milliarden Euro erbringen. Hinzu kommen 111 Millionen Euro durch staatliche Träger. Tatsächlich ist die Hälfte der Billigtickets für 24 Euro dem breiten Publikum von vorneherein nicht zugänglich, da der Staat und die lokalen Gebietskörperschaften sie reserviert haben, um sie Jugendlichen, Menschen mit Behinderung oder auch freiwilligen Helfern im Sportbereich zur Verfügung zu stellen. Bei der ersten Reservierungsphase, die noch bis Mitte März läuft, wurden zunächst drei Millionen Karten zum Verkauf freigegeben. Es folgt ein weiteres Losverfahren für die zweite Phase ab dem 11. Mai, bei der dann auch Einzeltickets ohne Kombi-Pakete gekauft werden können. Zum Jahresende hin werden dann noch Restkarten angeboten. Die Olympischen Sommerspiele beginnen am 26. Juli nächsten Jahres.